Der Kreischaer Orgel zu lauschen, ist derzeit alles andere als ein schönes Klangerlebnis. „Töne fallen einfach aus, ganze Register streiken, manchmal kommen wahllos unpassende Töne dazu, die Ventile klappern laut“, erklärt Kirchenvorstand Christian Jentsch.
Zum Glück kann die Kirchgemeinde auf die Freundin von Pfarrer Konrad Adolph zurückgreifen. Sie ist als Kantorin in der Gemeinde tätig und kannte ein Instrument ähnlicher Bauart schon aus ihren früheren Zeiten in Leipzig. Mit einiger Improvisation lockt sie aus den Pfeifen noch das Optimale heraus. „Es gab aber auch schon fremde Organisten, die schweißgebadet nach einem Konzert kamen und gesagt haben: ‚Nie wieder‘“, erinnert sich Jentsch.
Im Oktober 2008 war der Zustand für die Kirchgemeinde so nicht mehr tragbar. Die Orgelsanierung musste in Angriff genommen werden. Zu groß waren die Schäden durch frühere Holzwurmbekämpfung, Altersschwäche und Konstruktionsfehler und -mängel. „Wir haben drei Orgelbaufirmen für ein Kostenangebot hier gehabt“, erklärt Pfarrer Adolph. Den Zuschlag bekam schließlich die Dresdner Firma Jehmlich. Rund 60000 Euro wird die Instandsetzung mit allen Nebenleistungen in etwa kosten. Die Landeskirche hat 15000 Euro Fördergeld in Aussicht zugesagt. „Denkmalschutz oder das Regierungspräsidium haben dankend die Hände gehoben“, erinnert sich Jentsch. Das bedeutete: 45000 Euro Eigenleistung bleiben.
Letztes Spiel zu Erntedank
Über Kollekten, Spenden und Konzerteinnahmen konnte die Gemeinde aus den vergangenen Jahren bereits 24000 Euro für die Orgel zusammensammeln. „Wir haben dann mit der Entscheidung für die Sanierung im Herbst 2008 beschlossen, einen Brief an alle Haushalte in Kreischa und einige der Umgebung zu schreiben“, sagt Adolph. Denn die Kirche ist nicht nur Gotteshaus. Auch der Kunst- und Kulturverein Kreischa und andere Vereine oder Organisationen greifen gern für Veranstaltungen oder Konzerte auf die Kirche zurück. „Das Haus bietet sich aufgrund seiner tollen Akustik prinzipiell sehr gut für Konzerte an“, sagt Jentsch. Und es sei erklärtes Ziel, sich als Gemeinde nach außen zu öffnen. Das bietet den Kreischaern die Chance, neue Leute ins Gotteshaus einzuladen, die sonst kaum den Weg dahin gefunden hätten.
Bei den Bürgern scheint das Gotteshaus hoch im Kurs zu stehen – und reges Interesse an einer funktionierenden Orgel zu herrschen. Fast 16000 Euro sind über die Briefaktion an Spenden zusammengekommen, davon einiges von Nicht-Kirchenmitgliedern. Auch die Kommune beteiligte sich mit 1000 Euro am Erhalt des Kulturgutes. Um die 5000 Euro fehlen also noch. „Wir sind dankbar für alles Geld und hoffen, dass der Rest noch zusammenkommt“, sagt Pfarrer Adolph.
Anfang Oktober soll die Sanierung beginnen. Voraussichtlich bis Dezember muss Kreischa dann auf die Orgelklänge verzichten. „Erntedank soll sie das letzte Mal spielen und so Gott will zu Weihnachten wieder erklingen“, sagt Pfarrer Adolph. Es wäre das schönste Weihnachtsgeschenk für Kreischa.