Von Thomas Möckel
Musik der Altrocker AC/DC faucht aus den Boxen, ein junger Mann stürmt auf die Bühne, er lässt seinen Kopf kreisen, die langen blonden Haare fliegen durch die Luft. Er formt die Hände zum Gitarrenspiel, er fetzt los, als spiele er das Konzert seines Lebens, virtuos gleiten die Finger über imaginäre Saiten, denn es gibt nur ihn und die Musik. Weitere Hilfsmittel: Keine. Der junge Mann spielt auf einem Instrument, das gar nicht existiert.
Der junge Mann heißt Roland Michel, Spitzname „Orlando“, er kommt aus Sebnitz und ist der erste sächsische Meister an der Luftgitarre. Der Wettbewerb an den nicht vorhandenen Instrumenten markierte das Finale des diesjährigen Rockmusik-Festivals „Wonnemond“ in Sebnitz. Die Veranstalter der Deutschen Luftgitarrenmeisterschaft waren an den Verein „Klangmanufaktur Sebnitz“ herangetreten, weil sie noch einen Austragungsort für den sächsischen Wettkampf suchten. Die Sebnitzer sagten zu, das Duell auszurichten.
Vier Kandidaten fanden sich letztendlich für den Auftritt auf der Bühne, für jeden gab es Kür und Pflicht. Für eine Show an der Luftgitarre durften sie sich ein eigenes Musikstück mitbringen, ein weiteres wurde ihnen vorgegeben. Orlando schrammelte auf unsichtbarer Gitarre zu Klängen von AC/DC und von „Gamma Ray“. Bewertet wurden die Virtuosen von einer fünfköpfigen Jury, es gibt konkrete Vorgaben, gewertet wird mit Noten ähnlich wie beim Eiskunstlaufen.
Trotz der gewaltigen Freude, die die Protagonisten auf der Bühne hatten, zeigt sich Klangmanufaktur-Chef Oliver Pech ein wenig enttäuscht von der ersten sächsischen Luftgitarrenmeisterschaft. „Es waren leider nur vier Kandidaten und sehr wenige Zuschauer“, sagt er. Dabei sei der Wettstreit sehr witzig anzuschauen gewesen und habe dazu noch nicht einmal Eintritt gekostet. Laut Pech sei dieses Ereignis noch sehr ausbaufähig.
Für Orlando geht es unterdessen eine Runde weiter. Am 13. Juli rockt er bei der Deutschen Luftgitarrenmeisterschaft in Koblenz, vielleicht schafft er es gar bis zur Weltmeisterschaft in Finnland.