Ortrander Eisenhütte ist insolvent

Ortrand/Nordsachsen. In der Pulsnitzstadt hat sich am Donnerstag die Neuigkeit wie ein Lauffeuer verbreitet: Die Ortrander Eisenhütte musste Insolvenz anmelden. Und das, obwohl die Firma gerade in der beliebten MDR-Sendung „Mach dich ran!“ als Spender eines Ofens gewürdigt wurde. Das Amtsgericht Cottbus hat die Firma, in der Gussteile im Hochdruck-Pressverfahren hergestellt werden, in die Insolvenzliste eingetragen. Die Eisenhütte ist größter Arbeitgeber der Pulsnitzstadt, ein gutes Drittel davon kommt aus den umliegenden sächsischen Orten. Zum vorläufigen Insolvenzverwalter wurde Olaf Seidel in Dresden von der Kanzlei Wolff Rapp Rechtsanwälte bestimmt.
Geschäftsführer Bernd H. Williams-Boock nennt als Grund die im Frühjahr erfolgte Umstellung des Drei-Schicht- auf Zwei-Schicht-Betrieb. Das habe anfangs gut funktioniert. „Die Produktivität konnte gesteigert werden“, so Williams-Boock.
Kapitalseite nicht angepasst
Allerdings sei es ihm nicht gelungen, die Verpflichtungen entsprechend zu reduzieren. „Die Kapitalseite konnte nicht angepasst werden“, erläutert er. Es sehe derzeit so aus, dass keine Mitarbeiter gekündigt werden müssen. Der Geschäftsbetrieb wird fortgesetzt. Die Löhne der von der Insolvenz aktuell betroffenen 234 Mitarbeiter, sind bis Ende Dezember über Insolvenzgeld abgesichert. Die Insolvenz kommt dennoch überraschend. Das Unternehmen wuchs in vergangenen 25 Jahren. Seit 15 Jahren stiegen die Umsatzzahlen Jahr für Jahr auf rund 50 Millionen Euro. Die Exportquote liegt bei rund 70 Prozent. Kunden gibt es sogar in Brasilien und Japan. Aber der Hauptmarkt ist Europa. Mehr als 90 Prozent aller Aufträge kommen von hier. Nur ganz im Osten hat die Eisenhütte noch nicht wie gewünscht Erfolg.
Bürgermeister Nico Gebel (CDU) erkundigte sich umgehend im Betrieb nach der Perspektive für das Unternehmen. „Die Hütte soll leben, die Hütte wird leben“, gibt sich Gebel kämpferisch. Ein Gespräch mit dem Geschäftsführer habe ihm die Botschaft vermittelt, dass die Produktion weitergeht und der Betrieb bis Jahresende wieder auf eine solide Basis kommen will. Bis dahin werde die Eisenhütte, die auch Automobilzulieferer ist, auf Herz und Nieren geprüft. Die Stadt Ortrand stehe voll hinter dem Unternehmen, so Gebel.