Von Manfred Schober
Am 25. April 1889 berichtete das in Sebnitz erscheinende „Grenzblatt“, dass es noch immer im benachbarten Böhmen üblich sei, den Ostertag mit dem Abfeuern von Böllern und Gewehrschüssen sowie das Entzünden von Osterfeuern (etwa auf dem Spitzberg bei Obereinsiedel) zu begrüßen. Das Ostersingen, war dem Bericht zufolge damals noch in Krippen, Kleingießhübel (Langen)-Hennersdorf, Reinhardtsdorf, Schöna, Schmilka, Postelwitz, Ostrau und Hinterhermsdorf üblich.
In Postelwitz zogen in der Osternacht nach der Mitternachtsstunde die Jugend und die vielen Erwachsenen, nachdem sie sich in einem Privathaus mit Kaffee und einem Imbiss gemeinsam gestärkt hatten, mit einer Musikkapelle zu den Schombergen. Das waren zwei hochgelegene Felsenplätze, die man auch als Oberer und Niederer Singestein bezeichnete. Hier begann um 1 Uhr morgens bei Laternenschein das Ostersingen. Gesungen wurden Lieder aus dem Dresdner Gesangbuch, begleitet von der Musikkapelle. Nach dem Ostersingen gab es nochmals eine Stärkung in der „Osterstube“. Danach bewegten sich alle Teilnehmer im Zuge durch das Dorf zum oberen Ende. Dabei wurde jedem Einwohner, der sich am Ostersingen beteiligt hatte, ein Ständchen gesungen und gespielt. Beim Umgang erhielten die so genannte Schombergjungen, die zuvor die Singeplätze geschmückt und vor den Häusern zusätzlich noch einen Vers aus dem Lied „Jesus meine Zuversicht“ gesungen hatten, in jedem Hause einen Groschen Trinkgeld. Während des Umzuges der Ostersänger erfolgte das Osterschießen am Elbufer mit Büchsen, Pistolen und Böller.
Aus Akten der Gemeinden Polenz und Langburkersdorf ist ersichtlich, dass hier vor zweihundert Jahren auch noch das Osterreiten üblich war. Da in den Ortschaften des nordböhmischen Niederlandes die dort bestehenden Osterreitervereine den Brauch bis in die Jahre des 2. Weltkrieges gepflegt hatten, versuchten zu Ostern 1951 die aus ihrer Heimat vertreibenen, in Sebnitz und Umgebung ansässigen Sudetendeutschen den Brauch hier neu zu belegten, indem sie einen Umritt mit den Osterreitern durch Sebnitz und einige Dörfer der Hinteren Sächsischen Schweiz organisierten und unter großer Anteilnahme der Bevölkerung durchführten. Dazu benutzten sie unter anderem auch das aus der Heimat bei der Flucht gerettete Schirrzeug der Pferde und die Fahnen der Osterreiter. Es blieb aber bei diesem einmalen Versuche, da die staatlichen Behörden eine Wiederholung im darauf folgenden Jahre nicht mehr gestatteten. (Der erste Teil erschien am 23. März).