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Ostritzer Kirche geht neue Wege

Das evangelische Gotteshaus in Ostritz ist 125 Jahre alt. Die Gemeinde hat zu kämpfen.

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© Rafael Sampedro

Von Thomas Christmann

Er steht am neugestalteten Vorplatz. „Ein kleines Geburtstagsgeschenk“, sagt Thomas Schädlich von der evangelischen Kirchgemeinde Ostritz-Leuba mit Blick auf das seit 125 Jahren stehende Gotteshaus an der B 99. Die Wege sind nun gepflastert, weil durch die Hanglage der Regen immer den Sand fortgespülte. Auch die mit Ketten verbundenen Säulen mussten ausgetauscht werden, die den Vorplatz autofrei halten sollen. Sie seien unten verfault gewesen, hätten schief gestanden, die Farbe blätterte ab, berichtet der Pfarrer. Die Kosten: rund 10 000 Euro.

Wenn Schädlich anlässlich des Jubiläums den festlichen Gottesdienst am Sonntag in der Kirche feiert, hofft er auf mehr als die sonst durchschnittlich 37 Besucher. Immerhin hat der Seniorenkreis ein neues Tuch für den Altar gespendet, die Mädchen und Jungen der Christenlehre werden ihn schmücken, Kinder- und Posaunenchor spielen. Aber klar ist: Die Zahl der Mitglieder in der Gemeinde geht zurück. Noch 1989 besaßen Ostritz und Leuba zusammen 1 166, inzwischen sind daraus etwa 600 geworden. Und jedes Jahr schrumpft die Gemeinde um rund zehn Mitglieder. „Insbesondere durch Sterbefälle und Wegzüge“, sagt der Pfarrer, der seit 2010 für sie zuständig ist. Man könne eben niemanden zum Glauben zwingen, so Schädlich. Trotzdem geht der 34-Jährige davon aus, dass sich die Zahl auf einem niedrigeren Niveau einpegeln wird. „Die großen Austrittswellen sind lange vorbei“, berichtet er.

Doch der demografische Wandel macht sich auch anderswo bemerkbar: Auf den Friedhöfen in Ostritz und Leuba. Die freien Flächen nehmen zu. So musste 2015 die jährliche Unterhaltungsgebühr von 15 auf 24 Euro im Jahr erhöht werden. Die zahlt jeder, der ein Grab hat. „Mehr können wir den Leuten nicht zumuten“, sagt Schädlich. Kostendeckend wäre die Friedhofsunterhaltung erst bei 34 Euro, wobei dort alle Eventualitäten eingerechnet sind. „Wir können auch nicht gegen die gesellschaftliche Entwicklung arbeiten“, erklärt der Pfarrer.

Im Fall von Ostritz hat der Kirchenvorstand daher beschlossen, Verstorbene nur noch auf einem bestimmten Teil des Friedhofes zu beerdigen – der Rest bleibt oder wird Wiese. Wichtig ist dem Pfarrer dabei, dass dies würdevoll geschieht. Anonyme Bestattungen möchte er nicht, wenigstens ein Name soll sichtbar sein. „Die Menschen haben ein Recht darauf“, sagt er. Aber die meisten Angehörigen lassen die Gräber nach den 20 Jahren Laufzeit einebnen. „Irgendwann ist die Trauerzeit vorbei“, so der Pfarrer.

Um die Gemeinde am Leben zu erhalten, ist aus seiner Sicht eines wichtig: den Glauben fröhlich weiterzutragen. Dank Ehrenamtlicher hat die Kirche beispielsweise auch tagsüber geöffnet. Das werde angenommen, berichtet Schädlich, für Gebete, zur Besinnung und um Ruhe zu finden. Selbst mit der katholischen Kirche besteht ein entspanntes Verhältnis. „Wir nähern uns an“, sagt er. Ob ökumenische Hauskreise, Gottesdienste, Friedensdekade – die Veranstaltungen laufen gemeinsam.

Der Pfarrer hat daher die Hoffnung, dass irgendwann katholischer und evangelischer Glaube verschmelzen. „Wir alle sind Christen“, so Schädlich. Er selbst hat seine vierjährige Probezeit erfolgreich beendet und bleibt mit Frau und zwei Kindern der Gemeinde treu. „Wir fühlen uns wohl“, sagt der Pfarrer, der aus Hainichen stammt.