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Oybins Klosterruine steht in Nordfriesland

ImHochdorferGartenisteine Nachbildung der Anlage im Zittauer Gebirge zu sehen. Daraus könnte jetzt eine Verbindung entstehen.

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Von Katja Zimmermann

Mitten in Nordfriesland, im „Hochdorfer Garten“ des 1297-Einwohner-Orts Tating, steht eine künstliche Ruine. Sie wirkt wie aus einem Oybin-Gemälde von Caspar David Friedrich entsprungen. Und genau das soll auch die Inspiration für den Baumeister um 1900 gewesen sein. Entdeckt hatte diesen Fakt Matthias Schoßnick, der dort in der Verwaltung arbeitet, in einer Fachzeitschrift.

Eine weitere Parallele zwischen Tating und Oybin erklärt Matthias Schoßnick so: In dem Tatinger Barockgarten, in dem die Ruine steht, gebe es das sogenannte Schweitzer Haus, in dem ein Café eingerichtet ist. „Und ein Haus im Schweitzer Stil steht ja auch in der Nähe des Oybiner Ritterspiel-Parkplatzes“, zieht er den Bogen auf das Zittauer Gebirge. Sein achtjähriger Sohn Jonas erinnert sich an seinen letzten Besuch der Ritterspiele und strahlt über das ganze Gesicht: „Da habe ich ein Holzschwert und -schild bekommen!“

Die Oberlausitz bezeichnet der 42-Jährige als seine „zweite Heimat“. Vor 17 Jahren lernte er nämlich seine heutige Frau Antje, geborene Kunath, kennen, die aus Zittau stammt. „Sie arbeitete in dem Hotel in Bielefeld, in dem meine Betriebssportgruppe für ein Fußballspiel untergekommen war“, erinnert er sich. Mindestens einmal im Jahr – in den letzten Tagen war es wieder so weit – besuchen er, seine 37-jährige Frau und die Kinder Julia (elf Jahre alt) und Jonas die Verwandten und Freunde in der Zittauer Region. „Die Landschaft gefällt mir sehr und auch der Schlag von Leuten“, schwärmt Matthias Schoßnick, der an der Nordsee aufwuchs. Alle seien hier immer so freundlich. Die Oberlausitzer sind seiner Meinung nach auch sehr heimatverbunden. „Ich glaube nur, wir Nordfriesen und Dithmarscher sind eher sturer“, sagt er und schmunzelt. „Ich denke, wir sind ein Einheitspärchen“, sagt Matthias Schoßnick. Die zwei Autos der Familie tragen, um die Verbundenheit zu „beiden Heimaten“ auszudrücken, das Kennzeichen HEI (Dithmarschen in Heide/Holstein) – Zi.

Schoßnick ist ein Naturliebhaber und unternimmt sehr gern Wanderungen im Zittauer Gebirge. „Auf dem Hochwald habe ich sogar schon mal einen Schwarzstorch gesehen“, erzählt der Hobbyornithologe. Sein Sohn begeistert sich mittlerweile auch schon für Vögel, was er auf einer Kanutour auf der Müritz im Sommer zu erkennen gab, als sie zusammen mit dem Großvater einen Seeadler und einen Eisvogel beobachteten.

Dass ihm Oybin sehr am Herzen liegt, lässt Matthias Schoßnick erkennen, wenn er über seinen Rundgang im Ortsteil Hölle erzählt. Davon sei er so begeistert gewesen, dass er bei sich dachte: „Das dürfe nicht Hölle heißen, das ist ein Paradies!“ Vor wenigen Tagen fühlte er sich bestätigt, als er ein romantisches Hölle-Gedicht in der im Antiquariat erworbenen Festzeitschrift zum 700-jährigen Jubiläum las.

Seine Familie hat auch schon eine ganze Weile vor, ein Umgebindehaus hier in der Gegend als eine Art Nebenwohnsitz zu erwerben.

Bald Oybin-Werbung an der See

Schoßnick träumt darüber hinaus schon viele Jahre davon, dass sein Heimatort Tating mit Oybin eine Gemeindepartnerschaft eingehen könnte. Immerhin leben beide Regionen vom Tourismus. So eine Nord–Südost–Partnerschaft wäre die Krönung einer Zusammenarbeit, sagt er. Beim gestrigen Besuch auf dem Original-Oybin kam die Familie mit dem Burgward Dirk Keil ins Gespräch. „In Tating ist die Ruine nicht beschildert“, erklärt Antje Schoßnick den Ausgangspunkt der Überlegungen. Viele Parkbesucher wüssten aber gern, was hinter dem Bauwerk steckt. Deswegen entstand nun die Idee, mit einem Schild auf das berühmte Vorbild im Zittauer Gebirge zu verweisen. Burgward Keil meint: „Es könnte durchaus eine Partnerschaft entstehen. Darauf freuen wir uns.“ Der Anfang von allem sei sicherlich, gegenseitig Broschüren auszulegen.

Matthias Schoßnick ist in Eiderstedt, das mit Tating auch andere umliegende Orte verwaltet, Fachbereichsleiter für Steuerung und Ehrenamt. Sofort nächste Woche möchte er als solcher die „handelnden Personen zueinander bringen“. Vielleicht ist das ein Anfang für die gegenseitige Bewerbung der Regionen. „Das wäre eine tolle Geschichte“, sagt auch Oybins Bürgermeister Hans-Jürgen Goth zu dem Vorschlag. Er könne sich vorstellen, alles in diese Richtung zu unternehmen und hofft, dass der Kontakt zustande kommt. „Die Krönung wäre eine Partnerschaft zwischen den Gemeinden“, sagt Schoßnick noch einmal.