Panisch ins letzte Gefecht

Mut jedenfalls hat sie, die Frau aus dem Saarland – und sei es der Mut der Verzweiflung. Mit vollem Risiko zieht Annegret Kramp-Karrenbauer in ein politisches Gefecht, das sie zuletzt aus guten und plausiblen Gründen eisern ausgeschlossen hatte und das auf der großen Bühne der Bundespolitik vielleicht auch ihr letztes sein könnte.
AKK aus Püttlingen wird Bundesverteidigungsministerin, ein Job, der viel mehr Karrieren beendet als gefördert hat. Helmut Schmidt, der Fast-alles-Könner, war eine seltene Ausnahme und Ursula von der Leyen hat für sich durch ihre Beförderung nach Europa karrieretechnisch gerade noch einen Ausweg gefunden.
Sie hinterlässt ihrer Nachfolgerin in Berlin viele komplizierte Baustellen, die eher einen eingearbeiteten Politiker als eine Azubi erfordern. Doch der bisher einzige sicherheitspolitische AKK-Beitrag von Relevanz wurde, vorsichtig formuliert, zu Recht nicht ganz ernst genommen und ist beinahe schon vergessen: Es war die bemerkenswerte Idee eines gemeinsamen europäischen Flugzeugträgers als eine Antwort auf die Europa-Pläne von Frankreichs Präsidenten Macron.
Jetzt soll AKK die nur in Teilen einsatzbereite Bundeswehr und deren undurchsichtiges Beschaffungswesen, an dem schon ganz andere gescheitert sind, auf Vordermann bringen. Sie muss die Streitkräfte für junge Leute attraktiver machen, hat einen Untersuchungsausschuss am Hals und so weiter und so fort.
Und warum das alles? Warum lässt sich die „neue“ CDU-Vorsitzende nun in die Disziplin der Regierung einbinden, obwohl sie für die Parteierneuerung eigentlich freier sein wollte? Es riecht mehr nach panischer Reaktion als nach nachhaltigem Plan. Vielleicht erhofft sich AKK mehr Aufmerksamkeit vom neuen Amt als bisher. Da fiel die CDU-Chefin mehr durch Pleiten, Pech und Pannen auf, die ihren kurzzeitig hell aufscheinenden Stern fast schon zum Verglühen gebracht haben. Vielleicht wollte sie auch die Aufwertung ihres parteiinternen Konkurrenten Spahn verhindern. Ganz sicher aber ist, dass ihre Aufgabe, die CDU zusammenzuhalten und für mehr Wähler aufzurüsten, nicht leichter geworden ist.