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Pannewitzer Landwirte verwandeln Gülle in Energie

Pannewitz. Die Milchfarm schafft sich ein zweites Standbein. Derzeit wird eine Biogasanlage gebaut. Ende September soll sie dann ans Netz gehen.

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Von Kerstin Fiedler

Was jetzt in den letzten Zügen liegt, entstand als Idee bereits vor zwei Jahren. Helmar Schneider, der Chef der Milchfarm Pannewitz, weiß nicht erst seit 2004, dass der Milchpreis rückläufig ist. Also wurde es immer schwieriger, den Betrieb nur durch den einen Geschäftszweig zu erhalten. Mit den Erfahrungen der Radiborer Agrar GmbH beim Bau und Betrieb einer Biogasanlage im Hintergrund, wagte sich der Landwirt an die Verwirklichung seiner Idee. Ende 2004 erstellte er die Antragsunterlagen für die Genehmigung einer Biogasanlage im Gelände der Milchfarm. Im April 2005 gab er sie im Regierungspräsidium ab, und fast genau ein Jahr später kam grünes Licht aus Dresden. „Wir standen ja schon in den Startlöchern, so dass wir nach Ostern mit den Erdarbeiten begannen“, sagt Helmar Schneider. Gleich danach baute eine Spezialfirma die zwei Fermenter. Das sind kleine Bioreaktoren, in die die Gülle und andere Stoffe wie Maissilage oder Getreideschrot eingefüllt werden. Das Gas, das in den Behältern entsteht, kommt in das Blockheizkraftwerk, wo es zu Wärme und Strom wird. So etwa kann in vereinfachter Form die Biogasanlage beschrieben werden. Das im so genannten Endlager zurückgebliebene Substrat und die Gülle kommen dann aufs Feld. „Mit dieser Veränderung, also dem entzogenen Gas, stinkt es dann nicht mehr so stark“, so Schneider. Die entstehende Wärme wird zum einen für die Prozesse in der Biogasanlage gebraucht, zum anderen nutzt die Milchfarm sie für Heizung und Warmwasser. Allerdings hat die Anlage noch vielmehr Wärme abzugeben. „Da sind wir noch am Überlegen. Wir könnten zum Beispiel den Ort Pannewitz mit Wärme versorgen oder Betriebe, die größere Hallen haben“, sagt der Geschäftsführer. Der Strom wird beim Energieanbieter Enso eingespeist, und zwar insgesamt. „Das ist ja das eigentliche Geschäft“, erklärt Helmar Schneider.

1,4 Millionen Euro investiert

Der Abnahmepreis ist für die nächsten 20 Jahre geregelt. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgend eine Regierung von alternativen Energien Abstand nehmen wird“, sagt der Geschäftsführer.

Die Anlage hat eine Kapazität von 526 Kilowattstunden (kWh). „Wir hoffen, dass wir auf 490 bis 500 kWh kommen“, so Schneider. In der vorigen Woche wurde in Pannewitz erstmals Gülle in den ersten Fermenter gefüllt. Etwa 14 Tage wird es noch dauern, bis genug Gas entsteht und die Anlage voraussichtlich Ende September ans Netz gehen kann. Bis zum Ende des Jahres soll sie dann ihre volle Leistung erreichen.

1,4 Millionen Euro investierte die Milchfarm, 30 Prozent der Summe förderte das sächsische Regierungspräsidium. Mit der Anlage schuf Helmar Schneider auch einen zusätzlichen Arbeitsplatz. „Mit Baubeginn habe ich einen Langzeitarbeitslosen eingestellt, der froh ist, arbeiten zu können“, so Schneider. Während die Biogasanlage in Radibor im Jahr 2003 die erste ihrer Art im Kreis Bautzen war, hat das Regierungspräsidium neben der Anlage in Pannewitz auch welche für die Milchviehanlage in Brösa, die Agrofarm Göda, die Agrargenossenschaft Kleinförstchen und die Sauenzuchtanlage Oberförstchen genehmigt.