300 Jahre alter Gasthof wird abgerissen

Panschwitz-Kuckau. Vom Alten Gasthof in Panschwitz-Kuckau nahe des Klosters St. Marienstern sind fast nur noch Schuttberge übrig. Über 300 Jahre gehörte er zum Dorfbild und prägte es. Obwohl der Abriss weit fortgeschritten ist, werden die Arbeiten auf dem Areal noch eine ganze Zeit dauern.
Auf dem etwa 3.500 Quadratmeter großen Gelände stand ein Gebäudekomplex mit Nebenanlagen und Garagen. Nach dem Abriss müsse jetzt die Oberfläche hergestellt werden, erklärt Bürgermeister Markus Kreuz. Das sei wegen der Hanglage nicht ganz einfach. Der Hang sei sehr steil und könnte Probleme bereiten. Das soll mit Terrassen verhindert werden, die den Steilhang sichern, so Kreuz.
Bis Juli werden die Bauleute noch zu tun haben, schätzt der ehrenamtliche Bürgermeister ein. Am Ufer des Klosterwassers müsse die Böschung hergestellt werden. Eine Treppe zum Sportplatz sei ebenfalls zu bauen. Vor dem Abriss führte außerdem ein Weg durch das Areal, den sollen die Bauleute wieder herstellen: „Der Abriss ging recht schnell. Die eigentliche Arbeit kommt aber noch“, sagt Markus Kreuz. Denn auf dem Areal soll eine grüne Oase entstehen. Dafür wird in den kommenden Wochen gepflanzt und ausgesät – an geschichtsträchtigem Ort.
Äbtissin ließ Gasthof erbauen
Immerhin wurde die Gaststätte im Auftrag der damaligen Äbtissin Ottilia Hentschel 1703 im Tal am Klosterwasser erbaut. Aus Unterlagen geht hervor, dass der Gasthof zu den ältesten Gebäuden in Panschwitz-Kuckau zählte. So schätzte in den 1900-er Jahren das Landesamt für Denkmalpflege ein, dass der Komplex in seiner städtebaulichen wie „historischen Bedeutung ein unverzichtbarer Bestandteil der Ortsmitte“ sei. Hier pflegten die Handelsleute auf der Handelsstraße zwischen Leipzig und Breslau ihre Pferde auszuspannen und zu gastieren.
Das Backen, Schlachten, Branntweinbrennen war erlaubt, geht aus einem Pachtvertrag von 1730 hervor. Die beste Zeit erlebte der "Gasthof zu Panschwitz" laut zuverlässigen Quellen um 1900. Der angesehene Arzt Dr. Nikolaus Rachel beherbergte damals internationale Kurgäste in dem Gebäude und bot ihnen im Saal Veranstaltungen. Zu DDR-Zeiten wurden die Besitzer enteignet, der Gasthof war Konsumgaststätte und Fleischerei. Nach der Wende wurde er an Alteigentümer zurück übertragen.
Mit dem Gaststättenbetrieb sei kurz nach der Wende Schluss gewesen, so Bürgermeister Kreuz. Er wisse noch von sporadischen Veranstaltungen. Das Gebäude sei aber mit fortschreitendem Verfall immer unattraktiver geworden.

Dabei hatte die Gemeinde nach Informationen von Sächsische.de Mitte der 1990-er Jahre sogar den Gedanken, dort neben Gastronomie die Gemeindeverwaltung einzurichten. Aber daraus wurde nichts. Stattdessen übernahmen Käufer aus dem Ausland das Areal - und es verfiel. Nun ist der geschichtsträchtige Gasthof Geschichte.
Es sei auch ein schwieriger Standort, Überschwemmungsgebiet und sumpfig, schätzt der Bürgermeister ein. Den Bau zu sanieren, hätte Millionen gekostet und das in einem Risikogebiet. Inzwischen sei er ein Schandfleck gewesen und auch immer wieder von Bürgern als solcher angesprochen worden. Auf der einen Seite das schicke Kloster St. Marienstern, auf der anderen Seite die Ruine. Das Gebäude habe sich letztlich zum Sicherheitsrisiko entwickelt. Aber es stand nicht ohne Grund unter Denkmalsschutz.
Eltern wollen einen Spielplatz
Letztlich habe aber auch die Denkmalbehörde dem Abriss zugestimmt. Und der Gemeinderat entschied sich ebenso dafür. Er erfahre viel Zuspruch, so Markus Kreuz: „Die Leute sind froh, dass etwas passiert.“ Mancher sei vielleicht auch wehmütig und traurig über den Verlust eines historischen und eigentlich erhaltenswerten Gebäudes im Zentrum der Gemeinde. Zumal gerade bei den älteren Leuten schöne Erinnerungen damit verbunden sind, zum Beispiel an manchen ausgelassenen Tanzabend.
300.000 Euro kosten Abriss und Landschaftsgestaltung. 90 Prozent davon sind Fördermittel. Es soll ein grüner Platz werden in Verlängerung des Lippe-Parkes: ein Treffpunkt mit Bänken zum Verweilen. Außerdem gibt es die Idee für einen Spielplatz auf dem Gelände. Dafür habe eine Elterninitiative Unterschriften gesammelt. Und auch für bestimmte Veranstaltungen sei das Fleckchen geeignet. Einen Kirmes- oder Adventsmarkt kann sich der Bürgermeister gut vorstellen.
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