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Panzersperre in der Nähe

Eine Wanderung von Schlottwitz nach Hausdorf führt an dem Rätselort vorbei. Am Abzweig nach Reinhardtsgrimma erwartet uns, besonders jedoch die Kinder, die Märchenwiese. Hier haben fleißige Menschen – im Arbeitsamtsjargon ABM-Kräfte – einen wunderschönen Spielplatz für Kinder geschaffen.

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Von Eberhard Kammer

Eine Wanderung von Schlottwitz nach Hausdorf führt an dem Rätselort vorbei. Am Abzweig nach Reinhardtsgrimma erwartet uns, besonders jedoch die Kinder, die Märchenwiese. Hier haben fleißige Menschen – im Arbeitsamtsjargon ABM-Kräfte – einen wunderschönen Spielplatz für Kinder geschaffen. Da können sie herumtollen und Märchen der Gebrüder Grimm inmitten der Reinhardtsgrimmaer Heide hautnah erleben.

Gehen wir mit unseren Gedanken zum Ende des 2. Weltkrieges zurück, da könnte die Heide viel erzählen. Nach dem Bombenangriff auf Dresden flüchteten viele in die nahe Umgebung. Mehrere Mütter mit ihren Kindern, die Väter waren noch an der Kriegsfront, nach Hausdorf. Dort besuchten Dresdner Kinder die ungewohnte Zwei-Klassen-Schule, erstes bis viertes Schuljahr in einer Klasse und der Rest in der anderen. Damals war von einer Märchenwiese an der Buschhaus-Schänke noch nichts zu sehen. Die Märchen wurden meist von den Omas vorgelesen.

In den letzten Kriegstagen baute der Volkssturm 200 Meter von der heutigen Märchenwiese entfernt Panzersperren, die flüchtenden deutschen Soldaten ließen vor dem Hausdorfer Spritzenhaus, dem Quartier der freiwilligen Ortsfeuerwehr, einen Panzer stehen. Er sollte noch zum Endsieg beitragen, und Stunden später rückten sowjetische Truppen in Schlottwitz, Reinhardtsgrimma und Hausdorf ein.

Die Reinhardtsgrimmaer Heide diente nun als Heereslager der Siegermacht. Dass in dieser Zeit junge Mädchen und Frauen versteckt werden mussten oder mit Asche verschmiert abends schlafen gingen, erlebten viele Hausdorfer und besonders die Kinder. Heute, knapp 50 Jahre später, erlebt der frühere Abenteuerspielplatz eine Neuerstehung als Märchenwiese von Reinhardtsgrimma in der Nähe des Ortsteiles Hausdorf.

In der Nähe der Märchenwiese liegt die Buschhaus-Schänke, die vor etwa 140 Jahren Treffpunkt der Turner war, und darüber wird im „Glück auf“ berichtet: „Die Busch-Schänke am anderen Ausgang des Ortes Hausdorf (Richtung Reinhardtsgrimma) war hingegen einst die Stätte fröhlichen Turnerlebens. Unweit davon befand sich damals der große Zentral-Turnplatz, der 1862 geweiht wurde. Der Rittergutsbesitzer Ruschenbusch auf Reinhardtsgrimma war Stifter der großzügigen Anlage. Rege turnerische Arbeit wurde an Sonntagen von den Turnvereinen des Bezirks und solchen bis weit nach Dresden hinein hier geleistet. Mit der Zeit ließ jedoch der Zuzug nach, bis der Turnplatz verödete und wieder seine alte Gestalt annahm.“