Papiersalon sucht Nachmieter
Jede Menge Papier für die unterschiedlichsten Verwendungszwecke liegt noch wohlgeordnet in den Regalen. Aber die Ladentür ist geschlossen. Auf einem grünen Zettel an dieser Tür steht geschrieben, dass ein Nachmieter gesucht wird.
Ob sich der mittlerweile gefunden hat, weiß auch Roswitha Hennig nicht. Die Wirtschaftsförderin von der Europastadt Görlitz-Zgorzelec GmbH (EGZ) kann sich noch gut erinnern, als Sylvia Buttler vor wenigen Jahren auf sie zukam und nach Gewerberäumen fragte. Roswitha Hennig vermittelte die Räume eines privaten Vermieters in der Schulstraße 4.
Im Herbst 2017 eröffnete Sylvia Buttler ihren Papiersalon. Jetzt allerdings ist er geschlossen, nicht gern und nicht freiwillig. Aus persönlichen Gründen musste die Geschäftsfrau dies tun, heißt es.
In die Stadt verliebt und Geschäft gegründet
Dabei hatte alles so hoffnungsvoll begonnen. Sylvia Buttler stammt aus der Nähe von Köln und hatte sich nach einem Besuch in Görlitz so sehr in die Stadt verliebt, dass sie unbedingt hier leben wollte. Das hatte sie 2017 der SZ gesagt. Der Papiersalon, in dem sie umweltfreundlich hergestelltes Papier und Schreibwaren anbot, sollte ihre Lebensgrundlage dafür sein.
Schon kurz nach der Eröffnung erreichte sie viele Kunden, die auf der Suche nach dem besonderen Papier waren. Eltern aus der benachbarten Grundschule in der Schulstraße kauften bei ihr ein, auch Studenten von der Hochschule. Bei den Görlitzern hatte es sich herumgesprochen, dass es nur wenige Meter abseits der Berliner Straße in der Schulstraße den Papiersalon gab.
Und Sylvia Buttler bot darüber hinaus auch Workshops an. In einem erklärte sie zum Beispiel, wie man aus alten Kleidungsstücken neue mit modischem Pfiff machen kann. Jetzt ist der Laden geschlossen. Sylvia Buttler war trotz mehrfacher Anfragen für die SZ nicht zu erreichen. Nur der grüne Zettel an der Ladentür verweist noch immer darauf, dass ein Nachmieter gesucht wird.
Privatleute vermieten nicht um jeden Preis
In Görlitz, besonders in der Berliner Straße und am Demianiplatz, stehen derzeit viele Gewerberäume leer. "Darunter auch hochwertig sanierte", sagt Roswitha Hennig. Deswegen ist es für die Wirtschaftsförderin mit dem Spezialgebiet Handel und Dienstleistungen meistens kein Problem, Gewerbetreibenden, die mit einer Geschäftsidee kommen, entsprechende Räumlichkeiten vorzuschlagen.
Erst am vergangenen Sonnabend eröffnete in der Berliner Straße 18 gegenüber dem Café Central ein Geschäft für Gothic-Fans. Auch hier halfen die EGZ und Frau Hennig beim Zusammenfinden von Mieter und Vermieter. Aber nicht immer gelingt das.
Das hat mehrere Gründe, weiß Frau Hennig. "Manchmal passt die Lage nicht, ein anderes Mal sind die Räume zu klein oder zu groß", erklärt Roswitha Hennig. Ein anderes Mal stimmen die Parkplätze vor dem Geschäft und die Anfahrtsmöglichkeiten für Lieferanten nicht.
Ein andermal können sich Vermieter und Mieter nicht auf einen Mietpreis einigen. Der hat es hin und wieder in sich: Bei weit mehr als 20 Euro Miete pro Quadratmeter passen die meisten Mietinteressenten, sagt Frau Hennig. Und so komme es eben vor, dass so mancher private Vermieter - und das sind in der Berliner Straße und am Demianiplatz die meisten - den Gewerberaum lieber leer stehen lässt als den Mietpreis zu reduzieren.
Andererseits stünden mindestens "zwei Leute, die nach Görlitz wollen, in den Startlöchern", berichtet Roswitha Hennig. Aber sie kann den Geschäftsleuten einfach keinen passenden Gewerberaum anbieten. "Alles zu klein für deren Ansprüche", erklärt sie.