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Parkuhrsysteme aus Stolpen für Dubai

Der Anfang September ist für die G.S. Stolpen von besonderer Bedeutung. Und das in zweierlei Hinsicht. Das Unternehmen kann den Besuchern des Tages der Sachsen seine Leistungskraft präsentieren. Gleichzeitig begeht es am 6. September sein hundertjähriges Bestehen.

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Von Ute Himmer

„Bei einem solch großen Vereinsfest die Firmenprodukte präsentieren zu können und Leute zusammenzuführen, ist schon eine nützliche Sache“, schätzt Klaus Föller den bevorstehenden Tag der Sachsen in Sebnitz ein. Der Geschäftsführende Gesellschafter der G.S. Stolpen GmbH & CO. KG hat dabei vor allem die gegenwärtigen und auch potenziellen Kunden im Blick. Das wird bei der Firmenfeierlichkeit am 6. September nicht anders sein. Auch wenn der 100-jährige Geburtstag ansteht.

„Dieser Termin war schon lange festgelegt“, sagt Föller. „So haben wir eben zwei wichtige Ereignisse.“ Das Betriebsjubiläum wird allerdings als Tag der Besinnung und Verpflichtung gesehen. Sowohl Föller als auch Georg Willenberg, ebenso Geschäftsführender Gesellschafter, sehen in der schwierigen wirtschaftlichen Situation keinen Grund für große Feiern.

Was die Stolpener auf ihrer Haben-Seite bilanzieren können, kann sich aber durchaus sehen lassen. Ein besonderes Kennzeichen benennt Georg Willenberg. „Das Unternehmen hat seit seiner Gründung im Jahre 1903 immer gearbeitet. Der Schwerpunkt war die Verpflegungsstrecke.“ Das heißt, aus Stolpen gingen Cafeterias, Großküchen und Lüftungssysteme auf die Reise.

Den größten Einschnitt gab es nach der Wende. Da fiel der damalige VEB Kochanlagenbau Stolpen wie die Mehrzahl der Betriebe in der damaligen DDR in ein großes Loch. Das Hauptprodukt, die Kipp-Bratpfanne, wollte niemand mehr haben. Die Mitarbeiterzahl sank von einst 365 auf 60 Leute. Aufwärts ging es erst nach der Privatisierung wieder.

Insgesamt sechs Gesellschafter bestimmen seitdem den Kurs des Unternehmens. „Was früher aus Emaille oder Baustahl gefertigt wurde, besteht nun aus Edelstahl“, erklärt Willenberg. Das Produktionsprofil wurde ebenso geändert. Die Mitarbeiterzahl stieg auch wieder an auf mittlerweile 156 einschließlich acht Auszubildende. Die Firma spezialisierte sich mehr auf den Sonderanlagenbau für die Gastronomie, für Hotels und Krankenhäuser.

„In den Jahren 1993/94 gab es einen Technologieschub. Moderne Technik zog ein. „Bisher wurden mehrere Millionen Euro in das Unternehmen investiert“, sagt Föller. Hauptsächlich liefern die Stolpener in die alten Länder. „Auch alle namhaften Dresdner Hotels wie beispielsweise das Taschenberg-Palais, das Italienische Dörfchen, das Schloss-Hotel Pillnitz oder die Semperoper haben Cafeterias oder Großküchen aus der Burgstadt“, ist Föller stolz. Bei dem Musentempel erfolgte die Ausstattung wegen des Hochwassers im August vorigen Jahres sogar ein zweites Mal. Gegenwärtig stattet das Unternehmen die Bundeswehrapotheke aus.

Ebenso sind die Stolpener Produkte außerhalb Deutschlands zu finden, so auf dem Flughafen Schiphol Amsterdam, in Hotels in St. Moritz, Mallorca, Brüssel, Prag, Frankreich und der Schweiz, um nur einige Beispiele zu nennen. „Mit dem Sonderanlagenbau schaffen wir einen Umsatz von jährlich zehn Millionen Euro“, so Föller.

Aber gerade in diesem Bereich geht es in den letzten drei Jahren nicht mehr voran. Das Unternehmen musste hier Umsatzverluste verbuchen. „Die Kommunen haben kein Geld, um zu investieren. Es fehlt aber auch der Mittelstand, von dem wir leben“, zählt Föller einige Ursachen auf. Also mussten neue Märkte erschlossen und Kunden gewonnen werden. Das Geschäft wurde in den alten Bundesländern ausgeweitet. „Durch die Zuwächse sowie jene in Österreich konnte von dem Minus etwas ausgeglichen werden.“ Die Stolpener haben sich neben ihrem Kerngeschäft auch um ein weiteres Standbein bemüht. Föller bezeichnet es als Industriekomponente. So baut der Stolpener Betrieb für Dubai Parkuhrsysteme. Mittlerweile hat dieser Bereich schon gehöriges Gewicht erlangt.

Die Burgstädter schauen zielgerichtet in die Zukunft. Deshalb wird jetzt auch eine neue Halle gebaut. Zum Jubiläum im September soll sie eingeweiht werden. „Bisher sind viele Leute mit Transportaufgaben gebunden, die werden dann für andere Tätigkeiten frei.“ Dieser Neubau ist der Firma nicht leicht gefallen. Aber es geht um die Sicherung des Unternehmens.