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„Patron von Varnsdorf“ ist jetzt in Haft

Zittau. Seit rund drei Jahren sind Ermittler von Zoll, Landeskriminalamt (LKA) und Bundesgrenzschutz einer der aktivsten Schmugglerbanden im deutsch-tschechischen Grenzgebiet auf der Spur. Die Operation wurde unter dem Namen „Paprika“ bekannt.

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Von Thomas Schade

Zittau. Seit rund drei Jahren sind Ermittler von Zoll, Landeskriminalamt (LKA) und Bundesgrenzschutz einer der aktivsten Schmugglerbanden im deutsch-tschechischen Grenzgebiet auf der Spur. Die Operation wurde unter dem Namen „Paprika“ bekannt.

Dem „Zittauer Schleuserring“ gehörten mehr als 60 Mitglieder aus dem ganzen Landkreis an. 22 Personen sind bisher zu insgesamt einhundert Jahren Haft verurteilt worden. Etwa 40 weitere Verdächtige, denen insgesamt fast 700 Straftaten zur Last gelegt werden, sind nach Angaben des LKA ermittelt.

Seit einigen Tagen nun sitzen auch Tahir A. (33) und Bashkim H. (26) im tschechischen Usti nad Labem in Haft. Die deutschen Ermittler halten die beide Kosovoalbaner für die Köpfe der Organisation. Die tschechische Polizei beschreibt den 33-Jährigen als einen „Patron der Unterwelt von Varnsdorf“. Er gehe einem geregelten Leben als Geschäftsmann nach. Die Behörden im Nachbarland konnten ihm nie Straftaten nachweisen, so LKA-Sprecher Lothar Hofner.

Im Ermittlungsverfahren „Paprika“ kristallisierten sich die beiden Männer zunehmend als Drahtzieher und Organisatoren eines groß angelegten Drogen- und Menschenschmuggels heraus. So soll der 33-Jährige Tahir A. im Sommer 1999 einen Transport von 19 Kilo Heroin von Tschechien nach Schweden und Dänemark in Auftrag gegeben haben. Er hatte dafür deutsche Kuriere angeheuert, die bereits zu hohen Haftstrafen verurteilt wurden. Elf Kilo des Drogengemischs entdeckten Zöllner an der tschechisch-polnischen Grenze.

Dem 26-Jährige Bashkim H. wird unter anderem vorgeworfen, dass er von 1998 bis 1999 an der Schleusung von mindestens 200 Menschen aus dem ehemaligen Jugoslawien beteiligt gewesen ist. H. hat sich dabei vom einfachen Fußschleuser zum Organisator hochgearbeitet, glaubt das LKA. Zuletzt habe er deutsche Kuriere in Ostsachsen angeheuert, die die Flüchtlinge meist nach Leipzig brachten.

Nach Anfragen der sächsischen Ermittler im Nachbarland fanden tschechische Polizisten beide Kosovoalbaner in Varnsdorf. Der 33-jährige Tahir A. betrieb dort ein Gasthaus. Ein internationaler Haftbefehl der Staatsanwaltschaft Görlitz wurde beiden schließlich zum Verhängnis. Am 13. Mai und am 11. Juni nahmen Spezialkräfte der tschechischen Polizei die Männer fest. Deutsche Ermittler waren als Beobachter dabei, als die Handschellen zuschnappten. Nun warten beide auf ihre Auslieferung nach Sachsen.

Nach Ansicht von LKA-Sprecher Hofner zeigen die Festnahmen, dass sich die Tschechische Republik für Kriminelle immer weniger als Ruhe- und Rückzugsraum eigne. So sei die enge Kooperation mit der Anti-Drogenzentrale in Prag und der Grenzpolizei in Usti ein „wesentlicher Baustein“ für den Fahndungserfolg gewesen.