Von Ralf Krüger
Es brummt tatsächlich im Industriegebiet Hagenwerder. Was da die Stimme von Christoph Baumgärtner übertönt, ist eine 35 Tonnen schwere Karusselldrehmaschine. Baumgärtner ist der Geschäftsführer der seit 2005 in Görlitz ansässigen Ernst Dobler Maschinenbau Görlitz GmbH.
Jetzt führte er 30 Gäste aus Politik und Wirtschaft durch den aufgerüsteten Maschinenpark. Die Firma, die 1990 in Fürth gegründet wurde, will weiter in Görlitz investieren. „Wir profitieren von dem starken Wachstum der Energiebranche. Das wird auch so weitergehen“, sagt der Geschäftsführer. Die Firma will in weitere Maschinen investieren und sich vergrößern.
Geld für Zufahrtsstraße
Wie der Görlitzer Oberbürgermeister Joachim Paulick beim Besuch in Hagenwerder sagte, habe der Zweckverband Industrie- und Gewerbegebiet Hagenwerder dafür bereits erste Voraussetzungen geschaffen. In diesen Tagen wird die 340000 Euro teure Zufahrtsstraße freigegeben. Doch das reicht noch lange nicht. „Die Planungen für die Ortsumgehung S 111 müssen so schnell wie möglich zu Ende gebracht werden“, sagt Paulick in Richtung Landesregierung. Eine bessere Verkehrsanbindung sei dringend nötig, um weitere Investoren für das noch kleine Gewerbegebiet zu finden.
Laut Gerd Rösel vom Regionalteam Lausitz der Biq Standortentwicklung GmbH seien diese bereits in Sicht. Sowohl mit einer Maschinenbau-Firma als auch mit einem Transportunternehmen gebe es aussichtsreiche Gespräche. Oberbürgermeister Paulick geht sogar weiter: Die Pla.toGmbH werde sich in den kommenden Monaten in Hagenwerder ansiedeln. Das Kölner Unternehmen ist spezialisiert auf den Maschinen- und Anlagenbau für das Reinigen, Waschen, Trennen und Trocknen von Abfallkunststoffen. „Jetzt ist der Knoten geplatzt“, freut sich Paulick.
Aber auch die bereits ansässigen Firmen legen sich ins Zeug. Die Kraftwerks-Service Cottbus Anlagenbau GmbH (KSC) erlebt nach Ansicht des Prokuristen Winfried Pfeiffer einen enormen Aufschwung. Allein in diesem Jahr sei das Auftragsvolumen um 30 Prozent gestiegen. Das Unternehmen liefert an Großkunden wie Siemens, Bombardier und Vattenfall. In fünf Jahren hat sich die Zahl der Mitarbeiter auf 120 verdreifacht, sagt Pfeiffer. Seit 2005 habe die Firma drei Millionen Euro in den Standort gesteckt – und die Auftragslage verspreche neue Investitionen.
Das noch recht überschaubare Industriegebiet mit einer Gesamtfläche von 28 Hektar kann neue Ansiedlungen vertragen. Seit sich der Zweckverband vor elf Jahren gründete, haben sich hier 19 Firmen mit nunmehr 290 Beschäftigten niedergelassen, sagt Rösel. Kein Vergleich zu den 3500 Arbeitern, die einst im viertgrößten Braunkohlekraftwerk der DDR beschäftigt waren, von dem nur noch Ruinen zu sehen sind. Aber immerhin: Zehn Prozent der Fläche sind nach dem Neustart wieder ausgelastet.
Investoren ziehen andere an
„Jeder Investor zieht einen neuen Investor an“, sagt auch Pfeiffer. Er hat ebenso wie die Chefs der benachbarten Firmen Probleme, qualifiziertes Personal zu bekommen. „Wir suchen WIG-Schweißer. Der Fachkräftemangel ist schon jetzt deutlich spürbar.“
Darüber kann Gerhild May nicht klagen. Mit ihren sechs Mitarbeitern kommt ihre Metallbaufirma gut über die Runden. Um die Aufträge zu erfüllen, unter anderem baut die Firma Geländer für die Reichtagskuppel in Berlin, steckt das kleine Unternehmen 150000 Euro in den Neubau einer neuen Werkhalle gleich neben den großen Nachbarn Dobler und KSC. Im Frühjahr 2008 soll die Produktion am neuen Standort beginnen. „Wenn es die Auftragslage erlaubt, werden wir auch wieder einstellen“, so die Chefin.