Von Rolf Hill
„Es gibt noch viele Dinge für uns zu lösen“, bekräftigt Vereinsvorsitzende Erika Schulz. So bleibt den Besuchern des Lesesaales bis heute nichts anderes übrig, als ihr mitgebrachtes Pausenbrot irgendwo im Stehen auf dem Gang zu verzehren“, bedauert sie. Doch nun wird endlich die längst fällige Pausenecke eingerichtet. Dieses Projekt finanziert der Verein. Das trifft auch auf die Anschaffung von zwei Schränken zur Aufbewahrung von Mikrofilmen zu. Aber die sind so teuer, dass wir wieder einmal an die Spendenbereitschaft unserer Mitglieder, Sympathisanten und anderer Sponsoren appellieren müssen. Und nicht zuletzt werden nach der erfolgreichen Restaurierung eines wertvollen Gemäldes im Jahre 2002 die Rettung eines zweiten mitfinanzieren.
Sie sei recht optimistisch, erklärt die Vereinsvorsitzende. Mit Recht, denn immerhin waren innerhalb eines Jahres Spenden in Höhe von 3 514 Euro eingegangen. So konnte der Verein bei der letzten Abschlussrechnung auf ein erfreuliches finanzielles Polster verweisen. Übrigens stammen viele der Gelder direkt von den Besuchern aus 17 Ländern der ganzen Welt, die seit März 2002 im „Archivum Unitatis Fratrum“ arbeiteten oder sich hier einfach nur umsahen. Dabei war es manchmal zu regelrechten Wissenschaftlertreffs gekommen. Nachdem man im Vorjahr mit 153 Gästen einen kleinen Rückgang verzeichnen musste, geht es nun wieder aufwärts. Seit Anfang Januar zählt man zum Beispiel wieder rund fünf Besucher täglich im Lesesaal. Das ist etwa das Doppelte des langjährigen Mittelwertes. Unter den letzten Gästen befand sich übrigens ein Ehepaar aus Grönland. Beide unterrichteten an der Universität im ehemaligen Neuherrnhut.
Der Verein plant auch für 2003 jede Menge interessanter Veranstaltungen: Mit den rund 30 000 zum Herrnhuter Archivfundus gehörenden Lebensläufen wird sich am 6. Mai Prof. Dr. Christine List aus Berlin beschäftigen.
Vom 23. bis 27. Juni bietet das Archiv einen Intensivkurs „Alte deutsche Schrift“ an. Das Unterrichsmaterial besteht aus handschriftlichen Texten verschiedener Jahrhunderte.
Über die Brüdergemeine Neusalz an der Oder (heute Nova Sol/Polen) referiert am 4. November Dr. Margrit Kessler-Lehmann. Übrigens: Bereits im Jahre 2001 wurde dem Herrnhuter Archiv ein Werbekasten der Firma Gruschwitz aus Neusalz angeboten. Dieser konnte Dank der massiven Unterstützung seitens verschiedener Personen auch erworben werden. Er stammt aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. Der Kasten zeigt Rohstoffe und der Firma, die seit 1816 im Besitz der Brüdergemeinfamilie Gruschwitz war. Während das Unternehmen 1949 in Bayern neu gegründet wurde, produzierte man bis vor wenigen Jahren in den alten Fabrikgebäuden unter der Bezeichnung „Nowosolska Fabryka Nici ,Odra’“ weiter.