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Pesterwitz darf mehr Grundschüler aufnehmen

Der Stadtrat erlaubt in diesem Jahr zwei neue erste Klassen. Ausnahmsweise. Zuvor musste genau durchgezählt werden.

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Von Matthias Weigel

Das Ansinnen von Pesterwitzer Eltern und Stadträten, die örtliche Grundschule bis 2018 generell zweizügig zu machen, ist am Donnerstag im Stadtrat gescheitert. Ein entsprechender Antrag von Ute-Maria und Norbert Frost (CDU) wurde nach hitziger Debatte mehrheitlich abgelehnt. Damit wird die Schule rein formal wechselnd einzügig und zweizügig gefahren. Das wird aber nicht so durchgezogen. Wie ist das möglich?

Zweizügige Grundschulen müssen mindestens acht Klassenräume haben, in denen die maximal mögliche Klassenstärke von 28 Schülern unterrichtet werden kann. Die Pesterwitzer Grundschule hat aber nur sechs so große Klassenräume. In die weiteren zwei passen höchstens 25. Also kann nicht in jedem Jahr garantiert werden, dass zwei volle Klassen gebildet werden. In Jahrgängen mit kleineren Klassen kann es aber eine Ausnahme geben. Genau so soll es jetzt für Pesterwitz praktiziert werden. 2013 wäre zwar theoretisch ein Jahr gewesen, in dem nur eine erste Klasse gebildet wird. Die Anmeldezahlen geben jedoch zwei kleinere Klassen her, die in die Klassenräume passen.

Für Aufregung hatte das Prozedere dennoch gesorgt, weil die Stadt 2012 die Grundschulbezirke neu geregelt hat. So konnten sich die Eltern erstmals aussuchen, in welche Grundschule ihr Kind eingeschult werden soll. Die starre Zuweisung der Wohnadresse zur Schule entfiel. Die Verteilung sollte damit flexibler und gerechter werden. Neu geregelt wurde damit aber auch die Anzahl von neuen ersten Klassen an den Grundschulen – in Pesterwitz eben wechselnd ein oder zwei.

Das hatte einen Sturm der Entrüstung bei den Pesterwitzer Eltern ausgelöst. Acht Jahre lang seien zwei Klassen die Regel gewesen. Dass es nun weniger sein sollten, war für sie unverständlich. Als Argumente nannten sie die große Zahl von Anmeldungen, die guten Prognosen, die neuen Wohngebiete mit vielen jungen Familien, die gute Infrastruktur und die sanierte Schule. Die Pesterwitzer fürchteten außerdem schlechtere Lernbedingungen, große Klassen, deutlich längere Schulwege.

Mit der Entscheidung nun – und das betont die Stadtverwaltung ausdrücklich und versicherte es gestern auch noch mal gegenüber der SZ – sei keinesfalls infrage gestellt, dass fürs Schuljahr 2013/14 zwei erste Klassen in Pesterwitz gebildet werden – und die Pesterwitzer Schüler auch in Pesterwitz zur Schule gehen können und damit kurze Wege haben. Diese Lösung trage im Übrigen auch die Bildungsagentur mit. Mithilfe des Landkreises und der Agentur gibt es auch eine Ausnahmegenehmigung für den Hort, der nun Klassenzimmer mit benutzen darf. Bislang mussten Schüler zum Teil an andere Hortstandorte im Stadtgebiet geschickt werden.

Freital will nun jedes Jahr erst die Anmeldungen durchzählen und dann entscheiden, ob in Pesterwitz ein oder zwei erste Klassen gebildet werden können. Für eine generelle Zweizügigkeit müsste die Schule umgebaut werden, erklärte Sozialbürgermeister Mirko Kretschmer-Schöppan (parteilos). Außerdem sei die Schule mit Fördermitteln frisch saniert – und in den Anträgen war ebenfalls die 1,5-Zügigkeit angegeben und sei demnach auch verbindlich. „Es macht ja für die Pesterwitzer de facto keinen Unterschied, wenn sie auch mit der formal angegeben 1,5-Zügigkeit trotzdem zwei Klassen bekommen können“, sagt Mirko Kretschmer-Schöppan.

Ein vorgeschlagener Sonderweg, den OB Klaus Mättig (CDU) noch als Kompromissvorschlag lieferte, fiel bei den meisten Räten durch. Er sah eine Art Unterbezirk für die Pesterwitzer Einrichtung vor. Im Stadtrat hieß es, dass man nun einmal einen einheitlichen Grundschulbezirk für alle gemeinsam festgelegt habe und Verantwortung für alle sieben Grundschulen trage – ohne Pesterwitzer Extrawürste.

Für die Kritiker ist die jetzige Lösung dennoch unbefriedigend. Sie sehen für die Eltern zu große Unsicherheiten und befürchten ein Abwandern. „Es war allein die sture Aussage der Stadt, dass es nur eine Klasse geben wird und 16 Schüler umgelenkt werden müssen, die das alles in Gang gesetzt hat“, schimpft Frost. Auch in Zukunft sei man nun auf das Wohlwollen der Verantwortlichen angewiesen – und darauf, dass die Eltern wie jetzt wachsam sind und notfalls Protest machen.