Von Domokos Szabó
Dieses Jahr könnte es wieder mehr Wein aus Pesterwitz geben. Nach der Missernte des vergangenen Jahres schaut Carola Folde vom Gut Pesterwitz zuversichtlich in die nahe Zukunft. „Wenn wir jetzt noch einen schönen Altweibersommer bekommen, dann ist alles in Ordnung“, sagt sie. Noch ist ihr und ihrem Mann Lars Folde das vergangene Jahr in schlechter Erinnerung. Nicht nur, dass es im Winter extremen Frost gab. Den letzten Rest gab dem Wein der Hagel. „Am 17. August kam es zu herben Verlusten“, sagt Frau Folde. Statt der gewöhnlichen Menge von 25 Tonnen konnten lediglich neun Tonnen von den Rebstöcken geholt werden. Das reichte für 8000 Flaschen Wein, normalerweise sind es 23000. Selbst dieses Ergebnis war nur mit enormem Aufwand möglich. Das Verfaulte musste mühsam rausgeschnitten werden.
Dieses Jahr war das Wetter ebenfalls nicht optimal. Der Sommer begann spät, dann gab es Trockenheit, was aber gerade so noch ging, wie es heißt. Die vergangenen Wochen wiederum waren von Regen geprägt. Auch gehagelt hat es, diesmal hatten aber andere Weingüter im Elbtal das Nachsehen. Zumindest was die Mengen angeht, ist den Pesterwitzer Landwirten nicht bange. Es zeichnet sich ab, dass am Südhang wieder mehr als 20 Tonnen geerntet werden können. Noch kann aber die Weinlese nicht beginnen. „Wir hängen rund anderthalb Wochen hinterher“, sagt Carola Folde. Regelmäßig wird das Mostgewicht gemessen, um bei Erreichen einer ausreichenden Süße der Trauben mit der Ernte starten zu können. Rund 30 Leute werden dann täglich im Weinberg unterwegs sein, die meisten von ihnen Saisonkräfte. Zehn Sorten werden derzeit auf 8,4Hektar kultiviert: Müller-Thurgau, Bacchus, Scheurebe, Riesling, Weißburgunder, Helios, Solaris, Dornfelder, Rotling und Regent. In der Vergangenheit gab es insbesondere für Bacchus, Goldriesling, Solaris Spätlese, Weißburgunder Kabinett und Regent QbA Auszeichnungen. Jetzt im Sommer sind im Gutshof-Laden die Weißweine gefragter, doch sobald der Winter da ist, rechnet Carola Folde damit, dass die Rotweine wie Dornfelder und Regent wieder hoch in der Gunst der Kunden stehen werden. Beim Preis setzt das Unternehmen auf Kontinuität: Änderungen seien weiterhin nicht geplant. Von der Fläche her ist aber Wein nicht die Nummer 1 in der Folde-Wirtschaft. Insgesamt verfügt das Gut über Flächen von 240 Hektar, angebaut werden Erdbeeren, Äpfel, Kirschen, aber auch Weizen. Zudem stehen jeden Sommer 30 Kühe aus dem Allgäu oder aus Südtirol auf der Weide.
Am Wochenende jedenfalls stand jedoch der Wein im Mittelpunkt. Zum Tag des offenen Weinbergs konnten sich die Gäste die Anbauflächen anschauen, auf historischen Traktoren von Eicher (Bj. 1959) und Normag (Bj.1952) mitfahren sowie den Rebsaft kosten. Für die Kleinen gab es Reiten und Basteln mit dem Freitaler Regenbogenverein. Besonders gefreut hat sich Gutsbesitzer Lars Folde über den Besuch von vier Grazien: Die Deutsche Weinkönigin Sonja Christ, die Sächsische Weinkönigin Annegret Föllner und deren Prinzessinnen Heike Titze und Susann Ritter strahlten auf Gut Pesterwitz um die Wette. Jetzt muss nur noch die Sonne ein wenig mitmachen.