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Pfandflaschen als Mangelware

Der Deutsche Brauer-Bund appeliert an die Biertrinker, leere Kästen schnell zurückzugeben. Wegen des Dosenpfandes seien viele auf Pfandflaschen umgestiegen. Der heiße Sommer steigert die Nachfrage zusätzlich. SZ fragte bei den drei Brauereien im Landkreis nach.

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Von Falk Hofer

„In unserem Lager steht normalerweise Leergut für drei Tage zur Befüllung bereit. Das ist jetzt leer. Zurückkommende Flaschen liefern wir sofort wieder aus“, sagt Steffen Dittmar, Geschäftsführer der Bergquell Brauerei Löbau. Noch kann das Brauhaus Bier ausliefern. Es wird sogar mehr nachgefragt als sonst, so der Chef. Zum Engpass könne es kommen, wenn täglich nicht mehr genügend Leergut zurückkommt. Deshalb bittet Steffen Dittmar: „Leute, sauft die Kästen leer, wir brauchen die Flaschen.“

Das würde sicher auch Ulrich Hoyer von der Vertriebsleitung der Zittauer Bürgerbräu unterschreiben. „Wir haben zwar Anfang des Jahres Flaschen nachbestellt, warten jetzt aber auch auf unser Leergut“, sagt er. Bügelflaschen fehlen besonders. Bockbier liefert die Brauerei schon nicht mehr aus. Ein Kasten davon gehe bei den Leuten erst nach drei Wochen zur Neige. Zu lange für die kleine Firma. Sogar für das Pilsner fehlen so langsam die leeren Flaschen.

Auch Steffen Dittmar wollte schon neue Kästen bestellen. Aber: „Entweder fordern die Lieferanten 50 Cent mehr pro Kasten, die wir durch das Pfand nicht wieder reinbekommen, oder es gibt gleich gar keine mehr.“ Die Flaschenhersteller fahren bereits Sonderschichten, um die wachsende Nachfrage zu befriedigen.

Solche Probleme hat die Münch-Bräu Eibau GmbH nicht. Die größte Brauerei im Landkreis hat genügend Flaschen auf Lager. Geschäftsführer Joahim Wesenberg: „Wir füllen zurzeit etwa 120 000 Flaschen pro Tag ab. Das sind zwar mehr als sonst, aber wir haben ausreichend Reserven.“

Die sind auch nötig, denn die deutschen Biertrinker greifen immer häufiger an der Dose vorbei zur Mehrwegflasche. Im ersten Quartal 2003 verkaufte der Handel 20 Prozent mehr Bier in Pfandflaschen als noch im Dezember vergangenen Jahres. „Einige Brauereien haben sich nicht auf die Auswirkungen des Pflichtpfandes für Einwegverpackungen vorbereitet und neue Flaschen geordert. Das trifft besonders jene, die bisher ihr Bier auch erfolgreich in Dosen verkauft haben“, sagt Günther Guder vom Bundesverband des Deutschen Getränkegroßfachhandels.

Vor allem bei diesen Brauereien würden sich jetzt die Lager leeren, weil die Leute lieber auf Flaschen als auf Dosen Pfand bezahlen. „Hier und da kann es zu Engpässen kommen. Es drohen aber keine dramatischen Zustände. Genügend Bier wird es auch weiterhin geben“, sagt Günther Guder. Es könne höchstens passieren, dass manche Marken für ein oder zwei Tage in anderen Flaschengrößen oder -formen verkauft werden müssen. Damit niemand auf sein gewohntes Bier verzichten muss, kann auch der Bundesverband des deutschen Getränkegroßfachhandels nur an die Verbraucher appelieren, das Leergut schnell zurückzugeben.