Pfarrer Kurt Ludwig geht an diesem Wochenende in den Ruhestand. Neun Jahre lange betreute der gebürtige Pirnaer, der 1960 zum Priester geweiht wurde, die katholische Kirchgemeinde in Bischofswerda. Die SZ sprach mit dem 68-Jährigen über die Erfahrungen der vergangenen Jahre und neue Aufgaben im „Unruhestand.“
Nach den Kisten im Flur zu urteilen, sind Sie bereits im Umzugsstress...
Ja, ein bisschen schon. Die Umzugsfirma kommt zwar erst am 3. September. Aber wie das bei Umzügen so ist, es muss viel aussortiert und eingepackt werden. Das braucht seine Zeit, deshalb habe ich schon vor Tagen damit angefangen.
Sie waren neun Jahre lang Pfarrer der katholischen Kirchgemeinde in Bischofswerda. Fiel die Entscheidung für den Ruhestand schwer?
Ja, sicher. Neun Jahre sind eine lange Zeit, in der ich viele gute Kontakte in Bischofswerda knüpfen konnte. Andererseits bin ich jetzt 68 Jahre alt und gesundheitlich etwas angeschlagen, so dass mit langsam die Kraft fehlt, eine Pfarrei zu betreuen. Ich denke, es ist der richtige Zeitpunkt, um in den Ruhestand zu gehen. Im Übrigen werde ich ja nicht ganz aufhören. In Königsbrück, wo ich künftig wohnen werde, will ich den Pfarrer ab und an vertreten, mich in der Kirchgemeinde einbringen.
Warum gerade Königsbrück?
Das hat ganz praktische Gründe. Ich wollte im Bistum bleiben und in Königsbrück gibt es eine leerstehende Pfarrerwohnung.
Wenn Sie die neun Jahre Revue passieren lasen...
Dann kann ich guten Gewissens sagen, es waren gute Jahre. Obwohl die Umstellung am Anfang groß war. Die Pfarrei in Bischofswerda war die größte, die ich je betreut habe. Zuvor war ich Pfarrer in dem kleinen Ort Wechselburg (Landkreis Mittweida, d.Verf.), habe dort vor allem Führungen durch die weltbekannte Basilika angeboten. In Bischofswerda warteten wieder andere Aufgaben auf mich. Aber ich wurde von der Kirchgemeinde in Bischofswerda sehr gut aufgenommen. Auch die Zusammenarbeit mit der evangelischen Kirchgemeinde, der Stadtverwaltung und zum Beispiel auch der „Lebenshilfe für Behinderte“ hat immer gut funktioniert. Wir haben uns gegenseitig mit Fahrzeugen ausgeholfen, wenn Not am Mann war. Die Behinderten haben Näharbeiten für uns erledigt. Die Erinnerung an diese Gemeinsamkeiten, zu denen auch die ökumenische Arbeit gehört, nehme ich mit.
Die katholische Pfarrei ist bekannt für eine sehr aktive Kinder- und Jugendarbeit. Ein Schwerpunkt Ihrer Amtszeit?
Grundsätzlich waren und sind mir alle Bereiche der Seelsorge gleich wichtig. Aber es stimmt, wir haben uns immer bemüht, Angebote für Kinder zu machen. Unsere katholische Jugend hat ihren eigenen Weg gefunden und ebenfalls vieles organisiert.
Sie selbst haben sich nicht nur in Bischofswerda engagiert.
Nun, ich arbeite schon seit 30 Jahren in der Blindenseelsorge, wobei ich zugeben muss, dass diese Arbeit in den letzten Jahren etwas ins Hintertreffen geraten ist. Das soll sich jetzt ändern. Vor etwa fünf Jahren fragte man mich, ob ich die Gefangenenseelsorge der JVA Bautzen übernehmen würde. Ich habe zugesagt und werde diese Aufgabe auch in meinem Ruhestand weiterführen. Zumindest solange, bis ein Nachfolger gefunden ist.
Wie sieht Ihre Aufgabe als Gefangenenseelsorgers aus?
Ich bin alle 14 Tage einen Nachmittag in der JVA, biete dort Gesprächskreise und Einzelgespräche an, bereite Gottesdienste vor. Für die Gefangenen ist es wichtig, mit jemandem sprechen zu können, der das ihm Anvertraute für sich behält. Das gilt für Christen wie für Muslime und Atheisten. Ich halte noch heute Kontakt zu einigen ehemaligen Bautzener Häftlingen.
Was war das größte Vorhaben, das sie während der Zeit in Bischofswerda umgesetzt haben?
Das war eindeutig die Sanierung der katholischen Kirche 1995/96. Ein großes Projekt, wir hatten seinerzeit sogar einen eigenen Bauausschuss gegründet. Nun muss noch das Innere saniert werden. Aber diese Aufgabe überlasse ich meinem Nachfolger Christoph Behrens. Er ist schon eine Weile in Bischofswerda, es gibt einen nahtlosen Übergang.
Gespräch: Annett Kschieschan