Von Jürgen Birkhahn
Fieber und Kreislaufschwäche sind die ersten Symptome einer hoch ansteckenden und oft tödlich verlaufenden Pferdekrankheit. Nachdem die als ansteckende Blutarmut bezeichnete Virusinfektion Equinen Infektiöse Anämie (EIA), den Raum Chemnitz erreicht hat, treffen auch Züchter und Pferdesportler im Elbland Vorsichtsmaßnahmen.
Leistungsprüfung abgesagt
Der Pferdesport ist in manchen Vereinen eingeschränkt in anderen Orten werden Veranstaltungen gestrichen. Bereits am Donnerstag wurde ein Spring- und Dressurreitturnier bei Riesa abgesagt. Jetzt gibt es auch in Moritzburg Absagen. Im Landgestüt Moritzburg wird die Leistungsprüfung der Haflinger ausfallen müssen, wie Gestütsleiter Matthias Görbert sagt. Das sei reine Vorsichtsmaßnahme, sagt er und warnt vor Panikmache. Er möchte den Begriff einer Seuche gar nicht hören. Schließlich spreche auch niemand von einer Menschenseuche, wenn viele Leute an Grippe erkrankt sind. Dennoch sei man im Landgestüt sehr wachsam. „Bei 100 Hengsten im Stall muss man schon etwas vorsichtiger sein, als wenn es nur zwei oder drei Pferde sind“, sagt Görbert.
Sicherheitsvorkehrungen gibt es auch im Reiterhof von Wilfried Schmidt in Nieschütz. Er will erst einmal keine Fremden mehr in den Stall lassen. Durch die benachbarte Pension und Gaststätte gibt es hauptsächlich am Wochenende viele Gäste, die gern einmal in den Stall schauen. „Der Reitbetrieb wird aber nicht unterbrochen“, so Schmidt. Anders sehe es bei den Hallenturnieren aus, die für Ende November und Anfang Dezember geplant sind. „Da weiß ich noch nicht, was wird“, so der Pferdesportler. Ebenso ist ein Fahrlehrgang ungewiss, der in den nächsten Tagen sein soll. „Auf jeden Fall lassen wir da aus dem Chemnitzer Raum niemanden rein“, sagt er und gibt zu Bedenken, dass ja niemand wisse, ob er die Krankheit vielleicht längst im Stall hat.
Das könne man nur durch eine Untersuchung der Tiere herausbekommen. Doch die wird sich aus Kostengründen kaum jemand leisten, sagt er. Anders wäre dies bei einer behördlichen Anordnung. Da würde sich dann die Tierseuchenkasse an den Kosten beteiligen, meint Schmidt. Im Landkreis Meißen gibt es für solch eine Anordnung aber keinen Anlass, wie Amtstierarzt Gottfried Schneider sagt. „Die Auswirkungen der Fälle in Chemnitz sind nicht sehr weitreichend“, sagt er. „Es genügen zunächst Maßnahmen für den Bestand, wo die Krankheit auftritt“, so der Veterinär. Sein Amt in Meißen gebe jedoch auf Anfrage Empfehlungen: „Bei Kontakt mit Tieren aus Thüringen, wo die Krankheit zuvor aufgetreten ist, sollte man sehr vorsichtig sein“. Das empfiehlt auch Fritz-Werner Bergmann vom Landesverband Pferdesport Sachsen. In einem Moritzburger Büro steht das Telefon nicht still. Aus allen Gegenden Sachsens gibt es Anfragen. „Wir empfehlen Veranstaltungen abzusagen, um den Bestand nicht zu gefährden“, so Bergmann.
Froh sind da jene Vereine, die ihre Veranstaltungen schon hinter sich haben, wie die Weinböhlaer. „Wir haben Glück gehabt“, sagt Antje Reiche, die stellvertretende Vereinsvorsitzende. Sie wolle sich mit der Pferdekrankheit nicht verrückt machen. Vereinseigene Pferde gibt es nicht, so kümmert sich jeder um sein persönliches Pferd. „Ein bisschen Angst hat man aber trotzdem“, sagt sie. Mit ausfallenden Veranstaltungen haben auch die Reiter vom Verein in Klipphausen kein Problem. „Bei uns läuft alles auf der Freizeitschiene, zu Wettkämpfen und Turnieren fahren wir nicht“, sagt Katrin Koneiko.
Vereine sind beunruhigt
„Die meisten Vereine beteiligen sich hauptsächlich an den Sommerturnieren“, weiß Roland Trapp. Er ist Vorsitzender des Reit- und Fahrvereins in Taubenheim und zugleich Kreisvorsitzender des Pferdesportverbandes in Meißen. Wenn auch keine Turniere stattfinden, so seien die Vereinsmitglieder dennoch beunruhigt. „Viele Jahre hat man von der Krankheit nichts gehört, vielleicht mal was im Lexikon davon gelesen, jetzt ist sie ganz in der Nähe. Das beschäftigt uns schon“, sagt Trapp. Er findet es in Ordnung, wenn die umliegenden Orte ihre Veranstaltungen absagen. Der Schaden sei geringer, als wenn ein Tier erkrankt.