Pflegedienst-Chef wird Friedensrichter

Koselitz. Das gibt es nicht oft: Gleich drei Leute haben sich in der Gemeinde Röderaue für das Ehrenamt des Friedensrichters beworben. In anderen Kommunen, wie zuletzt in Nünchritz, musste man auf die Suche gehen, um überhaupt einen Freiwilligen zu finden, der bei Nachbarschaftsstreitigkeiten schlichten will.
So hatten die Gemeinderäte am Dienstagabend auf ihrer Sitzung im Fährhaus Koselitz die Qual der Wahl. Sie mussten sich zwischen Dana Ickert, Katja Meichsner und Heiko Königsdörfer entscheiden. Königsdörfer, der selbst für die CDU im Gemeinderat sitzt, durfte nicht mit abstimmen.
Die Wahl wurde offen durchgeführt, wobei der Chef eines Gröditzer Pflegedienstes, den Saal verlassen musste. Am Ende stimmte eine Mehrheit der Gemeinderatsmitglieder für den Mann aus ihren Reihen. Er nahm die Wahl mit den Worten an: "Vielen Dank, aber ich möchte nicht in Anspruch genommen werden."
Juristen sind ausgeschlossen
Die Gemeinde hatte die Stelle des Friedensrichters neu ausschreiben müssen, weil die bisherige Friedensrichterin ihr Amt aufgrund gesundheitlicher Probleme gekündigt hatte. Dieses Ehrenamt wird für fünf Jahre übertragen. Grundsätzlich kann es jeder interessierte Einwohner übernehmen. Ausgeschlossen sind Rechtsanwälte, Notare, Richter, Staatsanwälte sowie Polizei- und Justizbedienstete. Bewerber sollten mindestens 30 und höchstens 70 Jahre alt sein.
Die Aufgabe des Friedensrichters besteht darin, außerhalb eines Gerichtsverfahrens kleinere Meinungsverschiedenheiten und Streitigkeiten zu schlichten und Sühneversuche durchzuführen. Die Palette der Schlichtungsthemen reicht dabei von Nachbarschaftsstreitigkeiten über Ärger mit dem Vermieter bis hin zu Körperverletzung, Hausfriedensbruch, Beleidigung oder Sachbeschädigung.