Von Britta Veltzke
Über dem Eingang hingen einst die Filmplakate von Blockbustern und Arthouse-Streifen. In den Rahmen klemmen nun Bilder der Philharmonie. Das Beispiel zeigt, wie sich Leitung und Musiker im ehemaligen Metropolis-Kino eingerichtet haben: provisorisch. Dabei nutzen sie das ehemalige Lichtspielhaus für ihre Arbeit, so gut sie können. Aber fest steht: Es bleibt, was es ist: ein Kino. „Das wird hier nie zum Konzertsaal“, sagt Chefdirigent Michael Sanderling – trotz einiger Umbauten.


Es ist viertel zwölf. Gerade Probenpause. Die Musiker legen ihre Instrumente ab und verlassen Kinosaal 7 schwatzend in Grüppchen. Unter ihnen ist auch Ulf Prelle. „Die Akustik hier ist schon ganz schön trocken“, sagt der Cellist über das Übergangsheim seines Orchesters. Wie bitte? In dem Raum gebe es zu wenig Hall, schiebt er erklärend hinterher.
Peu à peu wird die Akustik in dem Gebäude für die Musiker verbessert: Die Decken wurden mit Platten abgehangen, die schallschluckenden Plüschwände ersetzt, neue Holzböden verlegt. „Ein Kino mit Dolby Surround System braucht eine ganz andere Akustik als ein Konzertraum“, sagt Philharmonie-Intendant Anselm Rose. Das sei das größte Problem in dem Lichtspielhaus, das den Ansprüchen der Musikinstitution ansonsten gerecht werde: „Durch die verschieden großen Säle haben wir hier alle Möglichkeiten – Orchester, Chöre und einzelne Musiker können parallel arbeiten.“ Rund 200 Musiker nutzen nun das Gebäude. Als sich abzeichnete, dass die Philharmonie aus dem Kulturpalast ausziehen muss, begann die Suche nach einem passenden Gebäude. „Gar nicht so leicht war das“, sagt Rose. „Wir haben uns Immobilien in ganz Dresden angeschaut: ein ehemaliges Robotrongebäude, die Lukaskirche, eine Immobilie in Langebrück.“ Da habe alles nicht gepasst: zu klein, zu wenige Räume, zu viel Umbauaufwand. Bis schließlich der Vorschlag kam: „Mensch, warum zieht ihr nicht einfach in das Kino.“ Unter den gegebenen Umständen sei das die ideale Lösung gewesen. „Zumal hier das Sammelsurium aus fünf Jahrzehnten Philharmonie-Geschichte reinpasst“, so Rose. Die großen schwarzen Transportkoffer stehen packbereit im Flur vor den Wandmalereien aus dem Filmklassiker Metropolis. Wie auf ständiger Reise fühle man sich hier, obwohl die Deutschlandtournee erst im Mai beginne, sagt Anselm Rose: „Die Anfahrt zu den Dresdner Spielstätten ist jedes Mal mit hohem Aufwand verbunden.“ Im Logistikbereich wurden zusätzlich mehr Leute eingestellt. Die Temperatur in dem umfunktionierten Kinosaal, in dem nun die Instrumente lagern, ist inzwischen perfekt. Die Haustechnik leiste gute Arbeit, so Anselm Rose – nur an der richtigen Luftfeuchtigkeit hapere es noch. Vieles füge sich eben erst im Laufe der Zeit.