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Pilotprojekt macht Arbeitslose fit für den Job

Großharthau. Zwölf junge Leute sammeln bei dem Aufbau der Kulturscheune Erfahrung in ihrem Beruf. Oberstes Ziel ist dann die Vermittlung an eine Firma.

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Von Madeleine Siegl-Mickisch

Jens Seiler aus Bautzen steht am Betonmischer. Für einen gelernten Baufacharbeiter nichts besonderes, doch der 23-Jährige hat bisher eigentlich noch nicht in seinem Beruf gearbeitet. Nach der Lehre fand er keine Arbeit. Ein halbes Jahr lang war er berufsfremd im Neukircher Fahrradwerk beschäftigt, dann war er wieder arbeitslos.

Der Werdegang von Denis Rosenkranz aus Wilthen sieht ähnlich aus: Nach der Lehre zum Maler und Lackierer machte er seinen Zivildienst, dann fand er über eine Zeitarbeitsfirma einen Job, aber nur für einen Monat. Jetzt stehen die beiden und zehn weitere junge Männer, die alle eine Lehre in Bauberufen oder Ausbaugewerken abgeschlossen, aber so gut wie keine Berufserfahrung haben, wieder auf dem Bau. In Großharthau arbeiten sie an einer ehemaligen Scheune.

Die jungen Männer sind Teil eines Pilotprojektes, das von der Ostsächsischen Dienstleistungs- und Strukturentwicklungsgesellschaft (ODS) initiiert und in der vorigen Woche zusammen mit dem Amt für Arbeit und Soziales, dem Fortbildungswerk und der Gemeinde Großharthau gestartet wurde.

Oberstes Ziel ist, dass die Männer nach dem halben Jahr Arbeit finden. Dazu wurde auch ein privater Arbeitsvermittler ins Boot geholt. Um für den Arbeitsmarkt fit zu werden, können sich die Männer an der ehemaligen Scheune am Volkspark, die einmal dem Kulturverein von Großharthau als Domizil dienen soll, Gelerntes auffrischen oder neue Fertigkeiten erwerben. „Wichtig ist, dass es sich hier wirklich um Arbeiten handelt, die gebraucht werden. Also nichts, was am Ende des Tages wieder abgerissen wird“, sagt Simone Stange von der ODS. Abreißen bleibt manchmal trotzdem nicht aus, denn Fachanleiter Berndt Richter achtet darauf, dass ordentliche Arbeit abgeliefert wird. Schließlich sollen die Teilnehmer von Anfang an erfahren, was sie auf dem Arbeitsmarkt erwartet.

Das soll auch durch die Zusammenarbeit mit Handwerksfirmen gefördert werden. Als nächstes kommt der Fensterbauer ausmessen, beim Einbau sollen die Projektteilnehmer mitmachen. „Mindestens 50 Prozent der Sachkosten müssen auf den ersten Arbeitsmarkt gehen“, erläutert Großharthaus Bürgermeister Jens Krauße. Dadurch hätten auch Firmen etwas von der Investition, die sich die Gemeinde ohne die geförderte Maßnahme hätte nicht leisten können. So ließen sich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: An der Scheune gehe es weiter, und den jungen Männern werde eine Chance gegeben, doch noch in ihrem Beruf Fuß zu fassen.