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Die Nacktwanderer sind wieder unterwegs

Der Freundeskreis der Naturisten unternimmt erneut Touren in der Sächsischen Schweiz. Gäste aus der ganzen Welt schließen sich an.

Von Mareike Huisinga
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Martin Nitsche (Mitte) von den Naturisten wandert mit zwei weiteren Männern nackt durch die Sächsische Schweiz.
Martin Nitsche (Mitte) von den Naturisten wandert mit zwei weiteren Männern nackt durch die Sächsische Schweiz. © Archivbild: Daniel Schäfer

Achtung! Der Freundeskreis Sächsischer Naturisten startet in die Wander- und Fahrradsaison. Auf Kleidung wird dabei komplett verzichtet. Wer zu Fuß in der Sächsischen Schweiz unterwegs ist, sollte sich deshalb nicht wundern, wenn er in den nächsten Wochen einer Gruppe von nackten Wanderern  begegnet. "Wegen der Corona-Beschränkungen waren wir im Mai allein oder zu zweit unterwegs. Jetzt sind aber Wanderungen in größerer Gruppe geplant", sagt Martin Nitsche von den Naturisten. Die Sächsischen Naturistentage, ehemals als Nacktwanderwoche bezeichnet, finden diesmal im Kirnitzschtal vom 22. bis zum 30. Juli statt. Nitsche rechnet mit 30 bis 40 Teilnehmern, die nicht nur aus Sachsen kommen: Gäste aus Singapur, Griechenland, Kanada und Prag haben sich ebenfalls bereits angemeldet.

Am Männertag auf den Schrammsteinen

Martin Nitsche ist überzeugter Nacktwanderer und Nacktradfahrer. Seit 2015 gehört er der Gruppe an. "Sich nackt in der Natur zu bewegen, bedeutet für mich Freiheit. Ich bin ohne Kleidung der Natur ein Stück näher, die Eindrücke sind direkter. Nacktheit ist für mich natürlich, schließlich wurde der Mensch auch nackt geboren. Außerdem ist es ein Wohlgefühl, beim Radfahren keine verschwitze Kleidung auf der Haut zu tragen. Die Körpertemperatur reguliert sich von selbst. Ich genieße diese Gefühle", fasst er zusammen.

Provozieren wollen die Nacktwanderer übrigens nicht. "Wenn wir ins Lokal gehen,  ziehen wir uns etwas über." Aber Gaststätten sind auch schon das nächste Stichwort für Nitsche. Denn sein persönlicher Wunsch ist, nackt in ein Lokal einzukehren. Das müsste natürlich vorbereitet sein. "Ich denke da an ein separates Zimmer.  Aber soweit sind wir noch nicht" erklärt Martin Nitsche.

Selbstverständlich sind sich die Naturisten darüber im Klaren, dass sie sofort die Aufmerksamkeit der anderen Spaziergänger oder Wanderer auf sich ziehen. Oftmals verstummen die Gespräche, und man wirft ihnen verstohlene Blicke zu. "Viele reagieren aber auch total locker, lachen und freuen sich. Wir waren jetzt am Männertag auf den Schrammsteinen unterwegs. Es gab keine negativen Kommentare. Man hat uns vielmehr als Sportler wahrgenommen", freut sich Nitsche.

Darüber hinaus gibt es auch ehrliches Interesse an dieser freizügigen Art des Wanderns. Während der Pausen werden die Nudisten oft von Erwachsenen angesprochen. "Sie wollen wissen, warum wir nackt radfahren. Daraus entstehen häufig sehr gute Gespräche. Unsere Gruppe ist offen für alle", betont Nitsche. 

Von der Polizei eskortiert

Nicht immer bleibt es so friedlich. Vor einigen Jahren kam es zu einem unschönen Zwischenfall in der Nähe von Obervogelgesang. Unbekannte warfen der Gruppe eine Bierflasche hinterher. "Wir haben uns nicht provozieren lassen und sind weiter geradelt. Wer zu solchen Taten fähig ist, sucht in der Regel nicht die Diskussion, sondern ist auf Randale aus. Diese Kurzschlussreaktion wollten wir nicht noch befeuern", sagt Nitsche in einem ruhigen Ton.

Im Gegenteil, er versucht sich in die Situation der anderen hineinzuversetzen, denn Nacktheit sei leider immer noch ein Tabuthema und werde oftmals fälschlicherweise mit Sexualität in Verbindung gebracht. "Ich betone, wir sind keine Exhibitionisten, die andere mit ihrer Nacktheit bedrängen. Wir wollen keine Aufmerksamkeit. Im Gegenteil, wir möchten in Ruhe die Natur genießen." Vielmehr gehe es ihm und seinen Mitwanderern um gegenseitiges Akzeptieren. "Wir wollen niemanden überzeugen. Keiner muss mitmachen. Aber wir freuen uns, wenn man uns die Toleranz entgegenbringt, die wir den anderen entgegenbringen. Wir fügen niemandem einen Schaden zu."

Doch das sehen ganz offenbar nicht alle so. Vor drei Jahren luden befreundete Naturisten die Sachsen zu einer Radtour im Münsterland ein. Die Polizei begleitete die Nackedeis damals über zwei Stunden, weil immer wieder besorgte Bürger in der Zentrale anriefen, die meinten, Exhibitionisten seien in der Gegend unterwegs, berichtet Nitsche Schließlich wünschten die Beamten eine gute Weiterfahrt und zogen ab.

Der Freundeskreis der Naturisten besteht aus rund 25 Mitgliedern, die aus der Pirnaer Region, aber auch aus der Dresdner Ecke und von weiter her kommen. Frauen und Männer. Beruflich sind sie ein bunter Mix. Zu ihnen gehören unter anderem Selbstständige, Rentner, Logistiker, Erzieher und Ingenieure.

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