Von Anja Weber
Nach dem Abitur auf der faulen Haut liegen, das wollte Yvonne Gasch nicht. Sie entschied sich anfangs für ein freiwilliges soziales Jahr. Das hätte die Dresdnerin in einem Kindergarten leisten können. „Aber das wäre eher nur etwas für’s Herz gewesen“, sagt sie.
Die 18-Jährige wollte mehr. „Ich interessiere mich für Politik und wollte eigentlich in Dresden an der Friedrich-Ebert-Stiftung bleiben“, erzählt sie. Doch das klappte nicht. Ein freiwilliges politische Jahr im kriminalpräventiven Rat Pirna zu leisten, sei für sie nur im Notfall in Frage gekommen. Viel zu öde und zu langweilig schien ihr das Angebot. Doch der Notfall trat ein. Kriminalpräventiver Rat? Was ist das eigentlich? Nach dem ersten Vorstellungsgespräch war sie nicht so überzeugt. Anfangs schien es auch nicht gerade prickelnd zu sein. Bücher über Bücher musste sie in wenigen Tagen lesen, um sich mit Pirna und dem Anliegen der kriminalpräventiven Arbeit überhaupt erst einmal vertraut zu machen.
Pauken bis spät in die Nacht
Mitunter bis spät in die Nacht hat sie gebüffelt. „Doch je mehr ich mich zusammen mit meinem Mentor Sven Forkert mit dem Anliegen befasst habe, um so mehr merkte ich, die Arbeit ist weder trocken noch langweilig“, erzählt sie.
Seitdem vergeht fast kein Abend, an dem sie nicht mit dem Team des Rates unterwegs ist, in Schulen diskutiert, mit ausländischen Familien zusammen ist, die Opfer rechtsradikaler Übergriffe wurden. „Zu uns kommen Leute, die Hilfe suchen oder einfach unseren Zuspruch benötigen“, sagt sie. Die junge aufgeschlossene Frau scheint dafür genau die Richtige. Sie versucht, sich in die Schicksale hineinzuversetzen, um dann zusammen mit dem Team eine Lösung zu finden.
Auch die Vorbereitung von präventiven Veranstaltungen gehört in ihren Aufgabenbereich. So ist das Gremium fest in die geplante Anne-Frank-Ausstellung involviert. Diese wird zusammen mit der Aktion Zivilcourage organisiert und vom 9. November bis zum 21. Dezember in Pirna zu sehen sein.
Yvonne Gasch hat aber auch ein eigenes Projekt bekommen. Ihr wurde die Organisation des nächstes Marktes der Kulturen im Mai 2007 in die Hände gelegt. Sie freut sich, dass sie damit auch am Ende ihres freiwilligen politischen Jahres eine richtige Aktion nachweisen kann. Derzeit steht sie mit der Vorbereitung des neuen Marktes der Kulturen noch am Anfang. „Jetzt schon über Highlights oder Neues zu berichten, wäre verfrüht“, sagt die junge Frau. Man sei derzeit eher noch auf der Suche nach Sponsoren. Ideen und Angebote für die Programme gebe es genügend.
Jetzt müsse man erst an die Finanzierung denken. Ungeachtet dessen haben sich aber schon die ersten Vereine, Bands und Gruppen angekündigt.
Neben dem Markt der Kulturen wird sie aber auch die Fahrradcodierungsaktion in Pirna am 26. Oktober begleiten und bei den Verkehrsteilnehmerschulungen mit dabei sein. Denn auch das gehört zu ihrem Aufgabengebiet.
„Ich ahnte vor einigen Wochen noch nicht, welche Bandbreite zu dieser Arbeit im kriminalpräventiven Rat gehört“, sagt sie. Und Pirna ist inzwischen nicht mehr nur der Notnagel für ihr „Überbrückungs- Jahr“. Bis August dauert das freiwillige politische Jahr der 18-Jährigen. Was danach kommt, weiß sie inzwischen schon. Sie will internationale Politik studieren.