Ingolf Großmann ist 80 Jahre alt. Genauso lange lebt er auch schon in seiner Wohnung auf der Clara-Zetkin-Straße. Sie ist nur fünf Jahre älter als er und wurde zuerst von seinen Eltern bezogen.
Diese Mieter-Beständigkeit ist zu einem Markenzeichen der Wohnungsbaugenossenschaft Pirna (Woba) geworden. Morgen vor 85 Jahren, am 23. April 1924, wurde die Woba gegründet. „Damals wurden Wege für die Beseitigung der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg gesucht“, berichtet Andreas Schreiter, der Vorstandsvorsitzende der Woba.
Spiegelbild der Konjunktur
Mit 66 Mitgliedern und 21 Mehrfamilienhäusern auf der Hospitalstraße und heutigen Siegfried-Rädel-Straße, der Rottwerndorfer Straße und Clara-Zetkin-Straße fing seinerzeit alles an. Schon im Gründungsjahr war es Zweck der Genossenschaft, ihre Mitglieder mit guten, sicheren und preiswerten Wohnungen zu versorgen.
Die Entwicklung der Woba und vor allem der Wohnungsgrößen ist ein Spiegelbild der Konjunkturlage in den einzelnen Baujahren. „So entstanden zunächst Angestellten- und Beamtenwohnungen, später Volkswohnungen und zum Abschluss Kleinstwohnungen“, erzählt Andreas Schreiter.
In der DDR habe es trotz der geringen Mieten und des fehlenden Materials immer dazu gereicht, die Substanz der Wohnungen zu erhalten. Nach der Wende war dann zwar genügend Baumaterial vorhanden, doch es fehlte am Geld. „Es begann der Kampf um Fördermittel und günstige Kredite bei den Banken“, sagt der Vorstandsvorsitzende. Der wurde erfolgreich bestritten und so gelang es, bis zum Frühjahr 1999 die Rekonstruktion und Modernisierung aller Gebäude abzuschließen. Über fünf Millionen Euro wurden dafür aufgewandt.
Die Woba konnte dabei auch eine weitere Gefahr umgehen. „Wir haben keine Kredite bei der ‚Hypo Real Estate‘ mehr, sondern nur noch bei ,guten‘ Banken“, erklärt Andreas Schreiter. Deshalb befände sich die Wohnungsgenossenschaft mit ihren Finanzen auch im ruhigen Fahrwasser.
Als eines der jüngsten Projekte konnten im Herbst des vergangenen Jahres für alle Woba-Häuser Energieausweise angefertigt werden. Die Ziegelbauten liegen laut Schreiter „im grünen Bereich“ auf der Energieverbrauchs-Skala. Und so ist der Stolz zu spüren, wenn der Chef über die Woba spricht: „Wir sind eigenständig und hatten in den vergangenen Jahren immer eine positive Bilanz.“ 2008 erwirtschaftete die Genossenschaft sogar einen Gewinn von 22000 Euro.
Dabei sei das gar nicht unbedingt das Ziel, sondern möglichst eine schwarze Null. „Ich setze lieber alles für die Mitglieder und Wohnungen ein.“ Dieses Engagement hat sich offensichtlich gelohnt. Mit 190 Genossenschaftlern hat die Woba heute mehr Mitglieder als Wohnungen. „Über die Auslastung können wir also nicht meckern“, erklärt der Vorstandsvorsitzende.
Trotzdem gehört die Woba insgesamt eher zu den kleinen Wohnungsgesellschaften. Doch auch das sieht Andreas Schreiter als Vorteil: „Ich kenne fast jeden Mieter persönlich und kann und muss mich hinter keinem verstecken.“