Dieser Mann ist noch lange nicht fertig. Es ist ungewöhnlich, dass ein betagter Künstler wie Plácido Domingo seine Karriere offenbar noch ewig fortsetzen will - und kann. Und das mit bis zu drei Auftritten pro Woche. Wenn aber der 78-Jährige an guten Abenden wie am Sonntag in der Dresdner Semperoper so grandios singt und spielt, dass das Publikum den Atem anhält, dann versteht man, was diesen Künstler antreibt. Es geht nicht um Geld und Ruhm. Beides hat der Marathon-Mann unter den Tenören, der seit zehn Jahren Bariton-Partien singt, ohnehin. Er beherrscht 149 Rollen, hat in seiner Karriere fast 4.000 Auftritte absolviert – Zahlen, die kein anderer Opernsänger bisher vorweisen kann. Was ihn antreibt, ist der Moment, wenn die Zuschauer im Saal, die Musiker im Graben und die Sänger auf der Bühne auf einer Welle schwingen – sie eine Seelenverwandtschaft spüren.
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