Von Eric Weser
Zeithains Bürger konnten am Montag erstmals einen Blick auf die Pläne werfen, die das Landesamt für Straßenbau und Verkehr (Lasuv) für die S 88 hegt. Mitarbeiterin Sybille Knauthe stellte im Gemeinderat Planungsvarianten vor. Ein wesentliches Ziel sei gewesen, „so viel wie möglich von der bisherigen S 88 zu nutzen.“ Die detaillierten Unterlagen werde die Gemeinde im August oder September bekommen. Als Träger öffentlicher Belange kann die Kommune danach wieder ihre Hinweise abgeben. Bürgermeister Ralf Hänsel (parteilos) kündigte bereits an, ähnlich wie beim geplanten Umbau der B 169 die Zeithainer Bürgerinitiativen eng in die Abstimmung für die gemeindlichen Stellungnahme einzubeziehen. Mit einem Bau der S 88 rechnet das Lasuv nicht vor dem Jahr 2020.
Variante 1: Die einzige mit Beginnam Abzweig Bobersen
Die erste Variante beginnt am geplanten B 169-Knotenpunkt bei Bobersen. Von dort würde die Straße zunächst unter der Bahnlinie hindurch und geländegleich östlich am Ort vorbeigeführt – bereits beim HQ-10-Überflutungsfall wäre hier alles überschwemmt. Zwischen Röderau und Gohlis bliebe ein langer Streckenteil unangetastet. Nördlich von Gohlis würde die Straße auf einer Länge von rund zwei Kilometern wieder ebenerdig abgesenkt, damit sie im Flutfall überströmt werden kann. Auf dem nächsten Kilometer bliebe alles wie gehabt. Dann würde die Trasse auf anderthalb Kilometern wieder angefasst und in dem Abschnitt drei Flutbrücken gebaut: Zwei mit 110 Metern lichter Weite, eine mit 50 Metern. Eine vierte Flutbrücke (60 Meter) soll es im abschließenden Bauabschnitt zwischen Kreinitz und Jacobsthal geben. Von den rund neun Kilometern Gesamtlänge der Strecke wären fünf vom Ausbau betroffen. Kosten von rund 18,6 Millionen Euro sind für diese erste Planungsvariante veranschlagt. Am Rande zerschlug Sybille Knauthe alle Hoffnungen für eine Ortsumgehung von Jacobsthal. Alle Planungen, die einmal darauf abgezielt hätten, könne man „absolut zu den Akten legen.“ Die Verkehrsbelastungen seien zu niedrig.
Variante 2: Ortsumgehung nordwestlich von Zeithain
Ausgangspunkt ist hier die Kreuzung von B 169 und K 8575 neben der Zeithainer Aral-Tankstelle. Vorgesehen ist laut Sybille Knauthe eine Ortsumgehung, die hinter der Kleingartenanlage geführt würde. Negativ sei, dass ein großer Medienbestand (Gasleitungen, Hochspannungsleitung) unmittelbar neben der Kreisstraße liege, das würde den Bau verteuern. Die Trasse würde die vorhandene Kreisstraße nutzen, ehe ab Einmündung der Straße Am See die Streckenführung auf reichlich zwei Kilometern verändert würde. Nördlich von Gohlis sind in der Variante zwei Flutbrücken vorgesehen – lichte Weite 110 bzw. 120 Meter. Statt Flutbauwerken wie in Variante 1 sieht Variante 2 vor, dass die Straße in diesem Abschnitt auf Geländeniveau abgesenkt wird. Vor Jacobsthal würde die Straße analog der Variante 1 ausgebaut. Die Kosten für die Variante 2, bei der insgesamt auch fünf Kilometer Straße ausgebaut würden, belaufen sich auf etwa 15,8 Millionen Euro.
Variante 3: Neue Trasse entlangdie Gohrischheide
Hier haben die Planer den Gedanken freien Lauf gelassen, so Sybille Knauthe und sich eine gänzlich neue Trassierung überlegt. Ziel dabei: Fließhindernisse vermeiden. Startpunkt wäre erneut neben der Aral-Tankstelle. Ab der Abendrothstraße ginge die Trassenführung weiter geradeaus in Richtung Kiessandtagebau, bis irgendwann die Bahnlinie mit einer Brücke gekreuzt würde. Danach schmiegt sich die Streckenführung an die Gohrischheide. „Das ist aber aus umweltplanerischer Sicht aussichtslos“, so Sybille Knauthe. Eine Kostenschätzung gibt es trotzdem: Rund 22,2 Millionen. Das Lasuv weist zudem darauf hin, dass bei dieser Variante die Ortslagen Gohlis, Zschepa und Lorenzkirch ab einem HQ 20 nicht mehr erreichbar wären.
Variante 4: Kreisverkehrneben dem Rathaus
Die vierte Variante sei eine Kombination der Varianten 1 und 2, wobei die Hinweise der Umweltplaner eingeflossen seien, so Sibylle Knauthe. Einmal mehr würde von der Aral-Tankstelle ausgegangen, allerdings entstünde keine Umgehung um die Kleingärten, sondern der Verkehr würde über die bestehende Abendrothstraße geführt. Vorm Rathaus ist ein Kreisverkehr mit über 30 Metern Durchmesser vorgesehen. Kosten insgesamt: 19,9 Millionen Euro.
Vorzugsvariante des Freistaates:Vier Flutbrücken, ein Kreisel
Unter Berücksichtigung verschiedener Kriterien, vor allem des Hochwasserschutzes, wurde eine Vorzugsvariante entwickelt. Sie ähnelt stark der Variante 4, hat eine Ausbaulänge von rund 4,5 Kilometern. Geschätzte Kosten: Etwas mehr als 19 Millionen Euro, der nötige Grunderwerb inklusive.