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Plage oder Delikatesse?

Nach den letzten großen Regengüssen sind Salat und Blumen in den Gärten nicht mehr sicher. Nackt- und Gehäuseschnecken findet man fast jeden Tag in den Beeten. Auch Gärtnereien sind gefährdet, haben aber Tipps für Kleingärtner.

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Von Alexander Munzig

Nach den letzten großen Regengüssen sind Salat und Blumen in den Gärten nicht mehr sicher. Nackt- und Gehäuseschnecken findet man fast jeden Tag in den Beeten. Auch Gärtnereien sind gefährdet, haben aber Tipps für Kleingärtner.

„Wenn wir jetzt in Frankreich wären , hätten wir eine Delikatesse. Es gibt schwarze ohne Haus und helle mit Haus. Sie haben Studentenblumen und Kürbisse abgefressen“, so Margarete Munzig zu der Vielzahl von Schnecken in ihrem Garten. Die Rentnerin aus Steinbach bei Rothenburg weiß genau, dass bei ihr die Tiere nie auf den Teller kämen. „Erst neulich habe ich zwölf Schnecken abgesammelt und unter einen Blumentopf gesteckt. Ich dachte, die sind nach einem Tag darunter tot. Aber die Tiere klebten bloß an den Wänden des Topfes“, so die Rentnerin.

Durch die recht zeitigen, kräftigen Niederschläge im Kreis und die anschließenden warmen Temperaturen sind Schnecken in diesem Jahr besonders stark aufgetreten. Doch nicht nur die Kleingärtner müssen sich mit den schleimigen Gesellen herumplagen. Die Gärtnereien sind ebenfalls betroffen.

„Dies sollte mal ein China-Kohl werden“, sagt Romana Pietasch, Chefin der gleichnamigen Gärtnerei in Steinbach, und hält ein durchlöchertes Blatt hoch. Den Nackt- und Gehäuseschnecken schmecke fast alles, je zarter die Blätter, desto besser. „Leider gehen sie auch in die Warenauslage und in die Blumenpflanzen. Wir kommen mit dem Zertreten gar nicht mehr nach. Zertritt man eine, kommen drei weitere zur Beerdigung“, sagt die Gärtnereibesitzerin und lacht.

Sie wisse aber auch, was Schnecken nicht mögen. Da jetzt die Temperaturen immer höher und die Böden immer trockener werden, hätte der Ansturm der Schnecken nachgelassen. Auch die zur Gärtnerei gehörenden Felder in Berglage wären verschont geblieben. „Dieses Jahr ist es trotzdem besonders schlimm. Wenn es noch einmal feucht wird, kommen die Schnecken wieder. Aber wir hoffen, dass jetzt das Schlimmste überstanden ist.“

Aber ganz ohne Gegenwehr sind Romana Pietasch und ihre Angestellten auch nicht. „Wir zertreten so viele Schnecken wie möglich und wir arbeiten mit Schneckenkorn. Dies entzieht den Tieren den Schleim und das Wasser. Für die großen Felder ist es aber zu kostspielig, deswegen benutzen wir es nur im Gewächshaus.“ Für alle privaten Gartenfreunde empfiehlt sie aber das Schneckenkorn, neben unüberwindlichen Schneckenzäunen und Schneckenfallen.

Auch den Redakteuren der SZ in Niesky sind die Schnecken ein Schrecken. Annett Preuß, selbst mit heimischem Garten ausgestattet, erzählt: „Teilweise haben sie mir ganze Asternbüsche abgefressen. Auch meine Minze schmeckt ihnen offensichtlich gut. Ich habe auch heute morgen wieder ein halbes Glas voll Schnecken aus den Beeten abgesammelt.

Heike Reise vom Naturkundemuseum in Görlitz ist sich sicher: „Dieses Jahr ist ein schneckenfreundliches Jahr. Die spanische Wegschnecke ist eine Nacktschnecke, die gerade dabei ist, sich auszubreiten. Typische Aufenthaltsorte sind Friedhöfe und Müllplätze. Von dort werden sie ins Umland geschleppt. Momentan kommen sie in Städten und größere Siedlungen reichlich vor.“

Ein hundertprozentiges Mittel gegen die hungrigen Tiere gebe es aber nicht. „Für Kleingärtner ist es am besten, regelmäßig die Schnecken abzusammeln. Außerdem sollte man Schlupfmöglichkeiten begrenzen oder diese nicht direkt an den Beeten haben. Auch das regelmäßige Ablesen der Eier kann hilfreich sein. Wenn natürlich die Populationen rund um die Beete herum verteilt sind, ist die Bekämpfung sehr schwer.“

Doch von Schneckenkorn hält die Expertin nichts. Es töte nicht nur die schädlichen, sondern auch andere Schnecken. „Pulver und Zäune sind nur nützlich, solange es relativ trocken bleibt“, so Heike Reise. Kleiner Trost: Im Spätherbst sterben die ausgewachsenen Tiere der Spanischen Wegschnecke ab.