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Kritik an Kleingarten-Regeln für Pools

Große Planschbecken sind in den Sparten nicht erlaubt. Familien mit Kindern können das nicht nachvollziehen. Und auch manche Vereinsvorsitzende nicht.

Von Jörg Richter
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Was macht die gelbe Ente da im Garten? Für das aufblasbare Tier gibt es noch keine Vorschrift in der sächsischen Rahmenkleingartenordnung. Aber für das blaue Planschbecken darunter schon.
Was macht die gelbe Ente da im Garten? Für das aufblasbare Tier gibt es noch keine Vorschrift in der sächsischen Rahmenkleingartenordnung. Aber für das blaue Planschbecken darunter schon. © Archiv/Sebastian Schultz

Landkreis Meißen. Der Fall der Dresdner Kleingärtnerin Carolin erhitzt auch die Gemüter in den Gartensparten des Landkreises Meißen. Die junge Mutter hatte einen abbaubaren Pool gekauft, wie es ihn überall in jedem Baumarkt zu kaufen gibt. Ihre Kinder sollten sich darin abkühlen können, wenn die Familie im Garten ist. Doch der Vorstand ihres Kleingartenvereins (KGV) bestand darauf, dass das sieben Kubikmeter große Planschbecken wieder abgebaut wird. 

"Das ist doch ein Witz", sagt Ingrid Ermer. Die Vorsitzende des KGV "Elbfrieden" Bobersen hätte der jungen Mutter den Pool erlaubt. "Entweder wir wollen Familien mit Kindern oder wir wollen leere Gärten", sagt sie und kritisiert die Vorgaben aus der neuen Rahmenkleingartenordnung des Landverbandes Sachsen der Kleingärtner, die seit Anfang des Jahres gilt. 

Sie erlaubt zwar Kinderplanschbecken, aber diese dürfen bei einer maximalen Füllhöhe von 50 Zentimeter nicht mehr als drei Kubikmeter Wasser fassen. Das entspricht einem Durchmesser von 2,7 Meter. Die meisten im Handel erhältlichen Pools sind aber größer. 

Alle jungen Familien, die nach Bobersen gekommen sind, hätten Ingrid Ermer auch gefragt, ob sie einen etwas größeren Pool als erlaubt aufstellen dürfen. "Wenn ich Nein gesagt hätte, wären sie wieder gegangen", erzählt sie. Seit Jahren kämpft ihr Verein mit Leerständen. "Auf dem Land ist es etwas anders als in der Stadt, wo es noch Wartelisten gibt."

Strenge Regeln in Radebeul durchsetzbar

Das kann Klaus-Dieter Klemm, der stellvertretende Vorsitzende des KGV "Elblößnitz" in Radebeul bestätigen. Er befürwortet die Vorgaben aus der neuen Rahmenordnung. "Wir achten schon darauf, dass sie eingehalten werden", sagt er. Dass der kleingärtnerische Gedanke wieder mehr in den Mittelpunkt gerückt wird, findet er richtig. 

Die "Elblößnitzer" sind sogar noch strenger. Hier sind nur kleine Planschbecken mit bis zu zwei statt drei Kubikmeter Wasser erlaubt. Die meist runden Pools dürfen also kaum größer als zwei Meter sein.  "Größere Pools werden nicht genehmigt", betont Klemm. 

Solche Bestimmungen durchzusetzen, ist im Speckgürtel von Dresden, wo viele Städter einen Garten als Ort der Entspannung und des Ausgleichs zur täglichen Arbeit suchen, einfacher durchzusetzen. Wie Klemm verrät, werden zum Ende des Jahres vier der insgesamt 150 Parzellen im KGV  "Elblößnitz" frei. "Aber wir haben jetzt schon zehn bis zwölf Bewerber dafür."   

In welcher Kleingartenanlage dieser Pool steht, soll ungenannt bleiben, um den Pächtern keinen Ärger zu bereiten. Denn er ist eigentlich zu groß.
In welcher Kleingartenanlage dieser Pool steht, soll ungenannt bleiben, um den Pächtern keinen Ärger zu bereiten. Denn er ist eigentlich zu groß. © privat

Mehr Pächter in Meißen seit Corona

Corona scheint die Nachfrage für Kleingärten verstärkt zu haben. Und das auch in der Kreisstadt Meißen. "Seit Beginn der Coronakrise erleben wir einen Boom", erzählt René Arnold, der Vorsitzende des hiesigen Kleingartenvereins "Am Lokschuppen". Noch Anfang des Jahres waren 20 der 57 Parzellen verwaist. Jetzt sind es nur noch zwei! 

Offiziell sind auch hier nur Planschbecken mit maximal drei Kubikmeter Wasser erlaubt. Aber Arnold gehört auch zu den Vertretern, die die Vorgaben der Rahmenverordnung nicht all zu streng auslegen. Größere Pools werden geduldet. Allerdings gelten sie hier auch als Wasserreserve, weil es keinen Wasseranschluss und nur wenige Brunnen gibt.

"Ab Juni ist es verboten, den Pool zu füllen, damit jeder genügend Wasser für seinen Garten hat", sagt Arnold. Das bedeutet, dass man spätestens im Frühjahr damit anfangen sollte. Zudem sind Chlortabletten oder andere chemische Zusätze, die das Wasser rein halten sollen, tabu. Auch das ist eine Vorgabe des Kleingärter-Landesverbandes. 

Hohe Stromkosten in Großenhainer Anlage

In der Großenhainer Kleingartenanlage "Ostende" wird zurzeit über die Planschbecken diskutiert. Aber nicht wegen ihrer Größe. Viel mehr ist der höhere Wasser- und Stromverbrauch ein kritisches Thema. Das bestätigt Vereinsvorsitzender Armin Krake. 

Er sagt: "Wenn jemand das Wasser aus dem Trinkwassernetz nimmt, dann soll er machen, wie er lustig ist." Denn die Kosten werden über die Wasseruhr ermittelt. Wenn jemand aber Wasser aus einem Brunnen zieht, benötigt er Strom für die Pumpe. Auch die Filteranlagen der Pools benötigen Energie. Das habe den Stromverbrauch in der Großenhainer Kleingartenanlage in den letzten Jahren ansteigen lassen.

Prinzipiell habe er persönlich nichts gegen die größeren Planschbecken. Auch er sagt: "Wenn man junge Leute in der Anlage haben möchte, dann man das auch tolerieren." So lange die Pools wieder abbaubar und nicht fest eingebaut sind, sei es akzeptabel.      

Problem mit großen Trampolinen in Riesa

Nicht nur Planschbecken bereiten mancherorts Kummer und Ärger. "Wir hatten vor Kurzem Probleme mit zwei riesengroßen Trampolinen", berichtet Sonja György vom KGV "Waldfrieden" in Riesa-Merzdorf. Mancher Pächter habe auch noch eine Schaukel in seiner Parzelle. "Da muss man aufpassen, dass es kein Spielplatz wird", sagt die Linken-Stadträtin, "es soll ja ein Garten sein." 

Über jeder Entscheidung, den Wünschen der Eltern nach größeren Pools und Trampolinen nachzugeben, hängt des Damokles-Schwert, dass die Kleingartenvereine ihre Gemeinnützigkeit verlieren. "Wir wollen auch junge Leute mit Kindern in der Anlage haben", sagt Sonja György, aber dafür bedürfe es einer Überarbeitung des überalterten Bundeskleingartengesetzes. "Da ist der Gesetzgeber gefragt!" 

Ingrid Ermer hat bereits im vergangenen Jahr eine entsprechende Online-Petition initiiert. Knapp 500 Leute haben sie bislang unterstützt. Sie fordern weniger strenge Regeln für Kleingartenvereine - vor allem auf dem Land, wo es keine Wartelisten wie in den großen Städten gibt.    

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