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Play-off-Tücher trocknen die Tränen

Die Meisterrunde geht ohne die Füchse weiter. Aber die Lausitzer bleiben die Saison-Überraschung.

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Von Berthold Neumann

Eine originelle Idee hat die Lausitzer Füchse durch die Play-offs begleitet. Sie hatten ihren Fans für die Meisterrunde in der 2. Eishockey-Bundesliga sogenannte Play-off-Towels spendiert. Diese Mini-Handtücher werden – ähnlich wie die Schals beim Fußball – bei freudigen Anlässen geschwungen. Bloß: Die meisten Fans zweckentfremdeten die Tücher – statt begeisterten Winkens wischten sie sich verstohlen die eine oder andere Träne aus dem Gesicht. Wohl auch, weil in vier der fünf Viertelfinal-Partien gegen den SC Bietigheim oft nur ein Quäntchen Glück fehlte. „Der Play-off-Endstand von 1:4 täuscht über die Kräfteverhältnisse hinweg. So dicht standen wir lange nicht vorm Weiterkommen“, sagte Füchse-Manager Ralf Hantschke mit Blick auf die knappen Ausgänge gegen einen keinesfalls übermächtigen Hauptrunden-Sieger. „Nuancen, wie ein individueller Fehler vor dem entscheidenden Gegentor in der Verlängerung, haben dieses Viertelfinale entschieden“, sagte Trainer Dirk Rohrbach.

Der Tränenkanal sollte jedoch schnell wieder versiegen. Mannschaft und Anhänger können stolz auf die Saison sein. „Weißwasser hat es wieder mal allen Skeptikern gezeigt“, sagte Stürmer Markus Lehnigk und hatte dabei auch die respektablen 67 Punkte aus den 48 Hauptrunden-Spielen im Blick. Zum Vergleich: Noch vor zwei Jahren, als sich die Füchse erst in den Play-downs vor dem Abstieg retteten, standen mit 33 Zählern lediglich knapp die Hälfte auf dem Konto. Im Gegensatz zu den sächsischen Rivalen Dresdner Eislöwen und Eispiraten Crimmitschau konnte der Füchse-Manager Vollzug melden. „Mit dem Einzug in die Play-offs haben wir unser Saisonziel erreicht“, bewertete Hantschke die Serie aus rein sportlicher Sicht. „Und für Weißwasser ist es nach wie vor etwas Besonderes, eins von acht Play-off-Teams zu sein“, fügte der 47-Jährige hinzu.

Umso bewunderungswürdiger fällt das Abschneiden aus: Unter der Regie des akribischen Arbeiters Dirk Rohrbach spielten die Lausitzer in den zurückliegenden vier Serien dreimal in der Meisterrunde – Chapeau, Trainer Rohrbach!

Weißwassers Verlängerung erlangte auch noch eine wirtschaftliche Komponente. „Ohne die Runde hätten wir Verluste hinnehmen müssen“, sagte Geschäftsführer Matthias Kliemann. „Durch die Insolvenz der Hannover Indians wurde die Abstiegsrunde abgesagt. Mit den 6 000 Euro aus dem Solidartopf der Liga als Entschädigung hätten wir die Verluste niemals kompensieren können“, erklärte der frühere Profi. Zudem kam der Verlust eines bedeutenden Sponsors. Der Leuchten-Hersteller Hess hatte Insolvenz anmelden müssen.

Hiobsbotschaften, die Weißwasser in den vergangenen Jahren schon öfter verkraften musste. Solche Unwägbarkeiten haben die Lausitzer vielleicht stärker sensibilisiert als anderswo und zu noch größerer Vorsicht in Etatfragen veranlasst. „Selbst als die Tendenz in Richtung Abstiegsrunde zeigte, haben wir keine neuen Spieler verpflichtet“, sagte Hantschke mit Blick auf eine gängige Praxis bei anderen Vereinen. In Weißwasser wird da gerne auf Dresden verwiesen. Die Eislöwen hatten sich aus unterschiedlichen Gründen mehrfach verstärkt.

Und was wird aus den Play-off-Towels? Mit den Winkelementen, wie es vor Jahrzehnten so schön hieß, verabschiedeten sich die Anhänger des Zweitligisten aus ihrem in die Jahre gekommenen Fuchsbau. Ab Sommer wird in der neuen Arena gespielt. „Das ist uns Ansporn, alles daranzusetzen, dort wieder den Sprung in die Meisterrunde zu schaffen“, versprach Trainer Dirk Rohrbach. Die Tücher werden also bald wieder gebraucht.

Verträge verlängert: Jonathan Boutin, Sean Fischer.

Vor Vertragsverlängerung: Robert Bartlick, Sebastian Klenner, Christoffer Kjaergaard.