Von Kathrin Schade
Stefan K. aus Röderau ist sauer. „Sicher, jeder geschaffene Ausbildungsplatz ist wichtig“, sagt der junge Mann noch verständnisvoll. Doch was der 21-Jährige nicht versteht ist: „Weshalb will man mit hohem finanziellen Aufwand ausbilden, stellt unbefristete Arbeitsverhältnisse in Aussicht und hat offensichtlich kein Interesse an jungen Facharbeitern, die alle genannten Voraussetzungen erfüllen?“
Wütend zeigt er dabei auf einen Beitrag in der SZ vom 6. Januar. Darin wird berichtet, dass das Materialdepot am Bundeswehrstandort Zeithain im September 2005 erstmals vier Lehrlinge ausbilden wird. Mit dem Berufsziel: Fachkraft für Logistik. Und genau solch einen Facharbeiterabschluss hat Stefan Kümmel bereits in der Tasche.
Keine Verwendung
Damit nicht genug. Wohl wissend, dass Zeithain ein großes Lagerzentrum für die Bundeswehr ist und dort viele Zivilbeschäftigte arbeiten, versuchte er als frisch gebackener Facharbeiter sein Glück und fragte telefonisch beim Depot-Chef Oberstleutnant Hänert nach einem Job an. „Herr Hänert konnte mir keine Erfolgsaussichten einräumen. Er empfahl mir, mich bei der Standortverwaltung Dresden zu bewerben“, blickt Stefan auf April 2003 zurück. Diesen Rat habe er sofort befolgt und sich in Dresden beworben. Anfang Juni sei dann die Antwort auf sein Schreiben ins Haus geflattert. Darin wurde ihm mitgeteilt, dass „weder zurzeit noch auf lange Sicht eine Verwendungsmöglichkeit im Standort Zeithain in Aussicht ist“.
Plötzlich stelle man jedoch gleich vier Lehrlingen nicht nur einen Ausbildungsplatz in Aussicht, sondern sogar noch unbefristete Arbeitsverträge nach ihrem Abschluss. Stefan K. versteht die Welt nicht mehr. Enttäuscht stellt er sich immer wieder die Frage, was sich seit Juni 2003 für den Standort Zeithain geändert hat? „Mir will einfach nicht in den Kopf, dass aus dem ,auf lange Sicht keine Verwendungsmöglichkeit’ jetzt ein Arbeitskräftebedarf mit gebotenen Sicherheiten geworden ist“, sagt der junge Mann.
„Sicher ist für jeden Arbeitsuchenden eine Absage immer wieder deprimierend“, sagt Oberstleutnant Armin Hänert. Doch der Chef des Zeithainer Materialdepots sieht in der aufgezeigten Problematik zwei vollkommen verschiedene Schuhe. Zum einen geht es um die von ihm hart erkämpften Ausbildungsplätze, und zum anderen um einen Arbeitsplatz, der dem betroffenen Herrn K. verwehrt worden ist.
Strikter Einstellungsstopp
„Wer die Sparpläne des Verteidigungsministers verfolgt hat weiß, dass nicht nur Bundeswehr-Standorte auf der Zeitachse verschwinden beziehungsweise stark reduziert werden, sondern auch bei den zivilen Kräften der Rotstift angesetzt wird“, erklärt Hänert. Von den derzeit insgesamt 125 000 zivilen Beschäftigten werde auf 75 000 zurückgefahren. „Verbunden mit einem strikten Einstellungsstopp“, betont der Oberstleutnant. Daher rühre auch die Absage, was die Person Stefan K. betreffe.
„Andererseits finde ich es gut vom Dienstherren, dass wir hier endlich unseren eigenen Facharbeiternachwuchs ausbilden dürfen“, gesteht Hänert. Wer sich zur Ausbildung bekennt, der sollte sich auch darum bemühen, den Nachwuchs zu übernehmen, so seine Meinung. „Allerdings nur, wenn auch die Abschlussergebnisse spitzenmäßig sind“, lenkt Hänert ein. Was so viel heißt, dass nicht jeder Lehrling auch übernommen werden muss. Ein Anreiz müsse schon da sein, so der Depot-Chef.
Mittlerweile stapeln sich über 50 Bewerbungen auf dem Schreibtisch des Depot-Chefs in Zeithain beziehungsweise in der Personalabteilung der Bundeswehr-Standortverwaltung Dresden. Das Interesse ist also groß. Und für alle jungen Leute, die auf Lehrstellensuche sind, ist wieder ein Fünkchen Hoffnung entfacht worden.