Von Nadja Laske
Willi liebt Operetten. Seit er die erste auf der Leubener Bühne gesehen hat, zieht es ihn immer wieder dorthin. Mit seinen zwölf Jahren dürfte er wohl einer der jüngsten Fans des Musiktheaters sein. Was seinen Vater freut. Der heißt Werner Patzelt und ist Politik-Professor an der TU Dresden. Nun hat er einen Nebenjob: Gerade übernahm er den Vorsitz des Fördervereins der Staatsoperette Dresden.

Auf diesem Sessel hat er nicht nur die Aufgabe, möglichst viele Operetten-Stühle an wohlwollende Spender zu „verkaufen“, um Geld für das Theater und seine Projekte einzutreiben. Auch das Thema Jugendarbeit steht auf seiner Agenda, und in dieser Sache sitzt am Familientisch des 59-Jährigen der beste Botschafter.
Jüngeres Publikum von weit her
Aber auch Patzelt selbst ist ein großer Operetten-Fan. Musik gehört genauso zu seinem Leben wie die Politik und das Referieren darüber. Als Junge habe er Blockflöte gelernt, sagt er. Darauf könne er heute noch spielen. Später kam Geige dazu und schließlich das Cello. „Wenn mich nicht zu viel Arbeit abhält, übe ich jeden Tag.“ Als Kammermusiker und Solist tritt er mit seinem Violoncello auf. Noch viel mehr aber liegt ihm sein Chor am Herzen, den er seit 35 Jahren leitet. Außerdem organisiert Patzelt jedes Jahr die Dresdner Chorwochenenden und die Schmochtitzer Chorwochen. „Das ist mein zweites Leben“, sagt der Professor, den ein erster offizieller Auftritt als vorsitzender Operettenfreund gestern ins Kempinski Taschenbergpalais führte. Dort stellten die Veranstalter des 19. Operettenballs einen bevorstehenden lauen Sommerabend vor.
Noch schleppt es sich schwer durch diesen lichtarmen Winter. Das Zeug zum düstersten seit 60 Jahren soll er sogar haben, behaupten Wetterexperten. Da kommt den Dresdnern eine Hommage ans sonnige Italien gerade recht: Die Künstler der Staatsoperette werden ihre Gäste durch „Eine italienische Nacht“ begleiten. Passend zum Motto des Operettenballs gestalten sie Mitte März ein mediterranes Programm. Als Giuditta gab Ingeborg Schöpf einen kleinen Vorgeschmack. Mit ihr gehören unter anderem die Solistinnen Jessica Glatte, Olivia Delauré, Jeannette Oswald, und Bettina Weichert zum Ball-Ensemble. Für die Damen unter den Gästen: Marcus Günzel, Andreas Sauerzapf, Elmar Andree, Bryan Rothfuss und viele andere Sänger singen Auszüge aus ihren Partien.
„Das Publikum ändert sich“, stellt Adelheid König fest. Sie plant den Operettenball und kennt normalerweise das Gros ihrer Gäste. Doch in diesem Jahr erreichen sie mehr Anrufe aus anderen Bundesländern denn je. Schon auf dem jüngsten Opernball fanden sich erstaunlich viele Gäste ein, die weite Wege in Kauf genommen hatten, um in der Semperoper zu tanzen. Adelheid König bestätigt diesen Trend für den Operettenball. Auch jünger werde das Publikum, sagt sie. Das ist ganz im Sinne des Fördervereins, der auf Verjüngung setzt, seit Jahren den Kinderchor der Operette unterstützt und das Geld aus dem Tombola-Losverkauf für das Jugend-Projekt „Rock You“ verwenden wird.
Rund 70 Operettenstühle verkauft
Mehr Geld braucht mehr Förderer, und so sucht der Verein Mitstreiter. Nicht nur Privatpersonen, auch Firmenmitgliedschaften erhoffen sich Werner Patzelt und seine rund 130 Vereinskollegen. Noch sei er eine Art Lehrling im Amt, bald schon aber werde er konkretere Pläne verraten können. Der „Verkauf“ der Operettenstühle aber werde auf jeden Fall fortgesetzt. Diese Spendenaktion wurde einst mit Manfred ten Boschs Unterstützung ins Leben gerufen. Er hatte den Förderverein fünf Jahre lang geleitet. Bisher seien rund 70 der plüschigen Sitzmöbel in den ideellen Besitz ihrer Spender übergegangen.
Für den Operettenball am 15. März im Hotel Kempinski Taschenbergpalais gibt es noch Restkarten (Preis zwischen 135 und 190 Euro), zu bestellen bei Adelheid König „creativ“-Büro unter 4416595.
www.staatsoperette-dresden.de