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Plüschtiere im Handgepäck

Sebnitz. Gymnasiastenhaben auf ihrer Reisenach Vietnamauch ein kleines Kulturprogramm im Gepäck.

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Von János Joó

Einige Schüler des Sebnitzer Goethe-Gymnasiums werden in der Nacht zum Freitag wohl vor Aufregung kein Auge zugemacht haben. Freitags, fünf Uhr, stand für die 13 Schüler, drei Lehrer und drei Eltern der Treffpunkt Flughafen Dresden fest. Zum mittlerweile dritten Mal reisen Vertreter der Unesco-Projektschule nach Vietnam.

Informationen sammeln über den Reisanbau für den Geografieunterricht und der Besuch eines Bergdorfes abseits der Touristenströme samt Dorfschule und Steinbruch, um die Lebensbedingungen in dem südostasiatischen Land kennen zu lernen, sind nur einige Ziele. Es geht auch in den Cuc Phuong Nationalpark und zu den Kalksteinfelsen der Ha Long-Bucht, die zum Unesco-Weltnaturerbe gehört. Schulleiter Jürgen Schmidt ist zudem bei allen elf Eltern seiner vietnamesischen Austauschschüler eingeladen, um die Beziehungen zwischen dem Goethe-Gymnasium und der Viet-Duc-Schule Hanoi zu vertiefen. „Ich weiß noch gar nicht, wie ich das in den sieben Tagen schaffen soll“, überlegt er.

Doch die Reise hat auch eine humanitäre Funktion. So haben die Schüler jede Menge Plüschtiere im Gepäck, die beim Besuch in der Stadt Nha Trang auf der Kinderstation des Krankenhauses und im Waisenhaus verteilt werden sollen. Schulleiter Schmidt hat selbst ein Patenkind im Waisenhaus von Nha Trang: Ein Mädchen, das nach dem Tod des Vaters von der Mutter verstoßen wurde.

Jürgen Schmidt war schon mehrfach in Vietnam. Bei vielen Gelegenheiten erlebte er die Unvoreingenommenheit, Herzlichkeit und Weltoffenheit der Vietnamesen und machte Erfahrungen, die er seinen Schülern vermitteln möchte. „Es ist eine tragende Säule der Unesco-Arbeit“, ordnet Schmidt die Reise ein. „Ich bin überzeugt, dass sich Schüler, die mit in Vietnam waren, nicht der rechten Szene anschließen würden.“

Inhalt wurde abgesegnet

Für die Gymnasiasten heißt das aber nicht, sich entspannt zurückzulehnen. Sie werden die Reise dokumentieren, einen Film erstellen, es soll Material für den Schulunterricht und für ihre Jahresarbeiten gesammelt werden. Und sie haben auch eine andere Aufgabe zu absolvieren: Nach der Wende lag der Austausch mit Vietnam lange auf Eis. Nun bringen die Sebnitzer erstmals wieder ein deutsches Kulturprogramm mit.

Mit Zauberei, Gesang und sportlichen Darbietungen werden sie Deutschland in Vietnam vorstellen. Einmal wird ihr kleines Programm in Hanoi aufgeführt, einmal in einer Schule in Ho Chi Minh Stadt und einmal in Nha Trang vor den Waisenkindern. „Dort gehen wir dazu in das örtliche Pionierhaus“, berichtet Schmidt. Und nicht nur diese Örtlichkeit erinnert an hier schon längst vergangene Zeiten: Der Inhalt der kleinen Aufführung musste vorher genau mit der örtlichen Parteileitung abgesprochen werden.