SZ + Döbeln
Merken

PlusBus statt neue Bahnverbindung?

Der Vorschlag des VVO Oberelbe steht zur Diskussion. Zustimmung aus Döbeln gibt es dafür allerdings nicht.

Von Verena Toth
 4 Min.
Teilen
Folgen
Die Döbelner wollen eine schnelle Verbindung nach Dresden auf der Schiene. Ob und welche Variante umgesetzt werden kann, muss nun geklärt werden.
Die Döbelner wollen eine schnelle Verbindung nach Dresden auf der Schiene. Ob und welche Variante umgesetzt werden kann, muss nun geklärt werden. © Archivfoto: Claudia Hübschmann

Döbeln.Könnte der bis nach Döbeln verlängerte PlusBus 424 über Nossen nach Dresden die Lösung für eine schnellere Verbindung in die Landeshauptstadt sein? Oder erfüllt die Variante des Regional-Express‘ Dresden von Döbeln über Nossen und Coswig bis nach Dresden beziehungsweise der Regional-Express Döbeln – Coswig mit Anschluss nach Dresden die Wünsche der Döbelner?

 Eine weitere mögliche Variante soll ein „optimaler Anschluss“ der S-Bahn Riesa – Dresden von und nach Döbeln“ im Halbstundentakt sein (wir berichteten).

Diese vier Varianten hatten die Vertreter des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) den Landtagsabgeordneten Henning Homann (SPD) und Sven Liebhauser (CDU) sowie weiteren lokalpolitischen Vertretern der Kommunen bei der zweiten Zusammenkunft in der Sächsischen Staatskanzlei kürzlich vor- und zur Diskussion gestellt. 

„Die Mehrheit der Teilnehmer hat sich in diesem Gespräch für die Wiedereinführung einer Bahnverbindung ausgesprochen,“ berichtete Christian Schlemper, Pressesprecher des VVO, auf Nachfrage. Nun müsse geprüft werden, welche Infrastrukturmaßnahmen notwendig und finanzierbar seien, dies sei Aufgabe des Ministeriums für Wirtschaft und Arbeit.

Weiterhin schlug der VVO vor, zuerst einmal den bereits bestehenden PlusBus 424 von Dresden nach Nossen bis Döbeln zu verlängern, um das mögliche Fahrgastpotenzial abschätzen zu können. „Auch wenn uns bewusst ist, dass das nur ein Gradmesser ist. Allerdings wäre diese Maßnahme relativ schnell umzusetzen“, so der Pressesprecher dazu.

Von dieser Idee halten die beiden Landtagsabgeordneten Homann und Liebhauser jedoch nichts. Beide favorisieren eine neue und direkte Verbindung von Döbeln über Roßwein nach Dresden, die Fahrgäste in 60 Minuten in die Landeshauptstadt bringen soll. Der PlusBus würde jedoch deutlich länger als eine Stunde für die Fahrt benötigen.

„Der politische Wille ist klar: Wir wollen eine schnelle Anbindung Döbelns an Dresden auf der Schiene“, so Liebhauser. „Eine Busverbindung kommt für mich nicht in Frage. Das war auch das Ergebnis der Beratungen in der Staatskanzlei. Ich bin der festen Überzeugung, dass uns nur eine direkte, schnelle Bahnverbindung voran bringt und dafür sorgt, dass Döbeln von den Entwicklungen Dresdens profitiert und Speckgürtel werden kann“, sagte Homann.

 „Es ist an der Zeit, dass die Verkehrsverbünde den Willen der Bevölkerung und die politische Vorarbeit unsererseits aufnehmen, und nun die Weichen für die direkte Zugverbindung stellen“, machte der SPD-Generalsekretär deutlich. 

„Es gibt noch weiteren Beratungsbedarf zur Finanzierung und zu notwendigen Investitionen. Dazu soll es ein weiteres Treffen geben. Die Bestellung einer neuen Bahnverbindung braucht eine sorgfältige Vorbereitung“, so Homann.

© SZ Grafik

An fehlendem Geld soll das Vorhaben aber nicht scheitern. Für dieses Jahr sind bereits zwei Millionen Euro, und für die Jahre 2020 bis 2023 jährlich jeweils drei Millionen Euro im sächsischen Haushalt eingeplant. Obwohl das Projekt nicht konkret namentlich im Doppelhaushalt benannt wird, ist dieses unter der Haushaltsstelle „Zuschüsse für strukturbestimmende Einzelmaßnahmen“ aufgenommen.

Das Geld wird jedoch nur dann fließen, wenn das Projekt Zugverbindung Döbeln – Dresden auch tatsächlich umgesetzt wird. Klar müsse allen Beteiligten dabei auch sein, dass diese Mittel lediglich eine Anschubfinanzierung und nicht etwa eine Vollfinanzierung sein können, machen beide Landespolitiker deutlich.

Auch Sachsens Ministerpräsident Micheal Kretschmer (CDU) hatte bei seinem jüngsten Besuch in Döbeln die Bedeutung dieses Themas für die Region, aber auch den Stellenwert einer schnellen Anbindung Döbelns an Dresden für die sächsische Regierung hervorgehoben.

Der Freistaat verlege ganz bewusst Landesbehörden in die ländliche Region, so wie den Landesrechnungshof nach Döbeln. Damit müsse aber auch eine funktionierende Zugverbindung in die Landeshauptstadt vorhanden sein, so der Regierungschef.

Kritik und Gegenwind gibt es seit Monaten an dem Vorhaben von verschiedenen Seiten. Zunächst hatte der Bautzener Landrat und VVO-Zweckverbandsvorsitzender Michael Harig (CDU) der möglichen Wiederaufnahme einer Zugverbindung zwischen Döbeln und Dresden einen Dämpfer erteilt und das Vorhaben als zu teuer abgelehnt.

Im März hatte die Kreischefin der Linken, Marika Tändler-Walenta, die Diskussionen dazu als „ reines Wahlkampfvorrauschen“ bezeichnet und mit ihrer Kritik für Wirbel gesorgt. Ihr Parteigenosse Tilo Hellman, finanzpolitischer Referent der Landtagsfraktion, legte nun nach.

Er zweifelt daran, dass die insgesamt 14 Millionen Euro im Haushalt auch wirklich für die Ertüchtigung der Strecke eingesetzt werden. „Dieser Haushaltspunkt hat keinen konkreten Titel. Das Geld kann also auch für andere Projekte zur Strukturentwicklung eingesetzt werden“, so Hellmann. Das verneinte Sven Liebhauser entschieden. „Dieses Geld ist ausschließlich für dieses Projekt vorgesehen“, sagte er.