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Pöppelmannbrücke ist nicht mehr zu retten

Grimma. Die von der Hochwasserflut schwer geschädigte fast 300 Jahre alte Pöppelmannbrücke in Grimma soll nun doch größtenteils abgerissen werden. Diese Entscheidung fällte Bürgermeister Matthias Berger (parteilos), nachdem der Muldepegel in den vergangenen Tagen erneut bedenklich angestiegen war.

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Grimma. Die von der Hochwasserflut schwer geschädigte fast 300 Jahre alte Pöppelmannbrücke in Grimma soll nun doch größtenteils abgerissen werden. Diese Entscheidung fällte Bürgermeister Matthias Berger (parteilos), nachdem der Muldepegel in den vergangenen Tagen erneut bedenklich angestiegen war. „Priorität hat die Sicherheit der Menschen in Grimma, eine solche Flutkatastrophe wie im August darf sich nicht wieder ereignen“, erklärte er der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Dienstag die schwere Entscheidung.

Stiftung engagiert sich

für Wiederaufbau

Metallstäbe und Seile sollten die beschädigten Hauptpfeiler des Bauwerks vor dem Umkippen stützen. Allerdings sammelte sich dort immer mehr Treibgut an und behinderte den Abfluss des Wassers. „Ich habe selbst eine Nacht auf der Brücke verbracht, die Gefahr für die Stadt ist zu groß“, sagte Berger. Noch in dieser Woche sollen die Seile und Stäbe sowie das schwer beschädigte Mittelteil der reinen Fußgängerbrücke entfernt werden. Wenn weitere Pfeiler umkippen, sollen sie sofort aus dem Wasser gezogen werden.

Die Versuche, nur die beschädigten Brückenteile denkmalgerecht abzureißen, seien zu gefährlich für die Stadt. „Das Risiko einer erneuten Überflutung muss so klein wie möglich gehalten werden.“ Deshalb habe er auch angeregt, Tag und Nacht zu arbeiten, um vor den drohenden Winterhochwassern, die Grimma jedes Jahr erreichen, sicher zu sein.

Grimmas Bürgermeister betonte zugleich, dass der Wiederaufbau des Baudenkmals ein Fernziel bleibe. Es gelte einen Architekten zu finden, der einerseits der Brücke optisch das alte Aussehen wiedergeben und andererseits den veränderten hydrologischen Bedingungen Rechnung tragen könne. Seit dem Bau der Brücke vor 300 Jahren hätte sich zum Beispiel das Wasserbett um rund einen Meter erhöht, auch die Fließgeschwindigkeit des Flusses habe sich verändert.

Für den Wiederaufbau der Brücke hat sich bereits eine Stiftung gegründet. „Wir halten trotz dieses Rückschlags am Wiederaufbau fest“, erklärte der Vorsitzende Axel Jungk. Schirmherren der Stiftung sind die beiden gebürtigen Grimmaer Carmen Nebel und Ulrich Mühe.

Hochwasser überspülte

die gesamte Brücke

Die für das Stadtbild bedeutende Brücke stellte der einstige Landbaumeister im kursächsischen Oberbauamt Matthäus Daniel Pöppelmann 1719 fertig. Sein künstlerisches Hauptwerk war der Dresdner Zwinger.

Die 140 Meter lange Brücke mit ihren sechs Bögen hatte bislang stets den Muldehochwassern getrotzt. Doch die verheerende Flut vom 12. August überspülte das Bauwerk und zerstörte zwei Pfeiler. Zuvor war die Brücke lediglich durch Kriegsschäden unpassierbar geworden. (dpa)