Von Bernd Goldammer
Grünberg ist entsetzt! Nach furiosem Start hatte Nick Stegmann im Finallauf am Sonnabend plötzlich Schwierigkeiten in die Zink-Badewanne hineinzukommen. Dabei holte er in den Jahren zuvor bereits zweimal hintereinander den Wanderpokal. Nur noch einmal hätte er das wiederholen müssen, dann hätte er das gute Stück behalten können. Aber in diesem Jahr trainierte der 18-jährige allerdings nicht. „Dafür hatte ich keine Zeit. Ich bin beruflich voll eingespannt gewesen“, erzählt er im SZ-Gespräch. Während er in den Jahren zuvor die Strömung der Großen Röder genau kannte, und auch das verflixte Einsteigen in die Wanne genau übte, musste er sich in diesem Jahr auf einen Kaltstart einlassen. Rennleiter Arne Herklotz wird es mit einiger Erleichterung zur Kenntnis genommen haben. Der Pokal kann noch einige Jahre wandern.
Kam Ortschronist Dieter Weise auf diese Weise um eine besondere Eintragung in das Buch der Grünberger Bücher? Weh tat es ihm nicht! Er hatte es an diesem Tag eher mit den Enten. Hundert Stück, trug Jens Gaum, im grauen Sack an den Dorfbach. Diesen Tieren war von Silke Scheidler eine Nummer aufs Plastegefieder gemalt worden. Da lief die Einschreibung in der Bäckerei Böhme noch auf vollen Touren. Das Rennen war ein wichtiger Höhepunkt beim Dorffest. Damit der dörfliche Frieden gewahrt bleibt, hatte Rennleiter Arne, alles unter Kontrolle. Schließlich ging’s um stolze Preise und viel Prestige! Als Jens Gaum die Enten dann aus dem Sack ließ, ahnte Elke Weise noch nicht, dass sie mit der Nummer einhundert genau richtig gelegen hatte. Sie gewann einen riesigen Blumentopf, und darf darüber hinaus, ein Jahr lang, den Titel: „Siegerin im Grünberger Entenrennen“ führen.
Danach begann das packende Finale im Badewannenrennen. Die besten Plätze gegenüber dem Wehr waren dicht belagert. Grünberg wollte wissen was nun mit dem Wanderpokal wird. Es sollte sich rächen, dass Nick nicht wenigstens leichte Einstiegsübungen in seine Blechwanne absolvierte. Bereits beim Start am Wehr hatte er urplötzlich Schwierigkeiten Omas alte blaue Badewanne, auf Kurs zu bringen. Mit ihr gewann er in der Vergangenheit große Rennen. Und jetzt verlor Nick wichtige Sekunden. So landete er letztlich nur auf Platz drei. Den Sieg trug seine Schwester Ina Stegmann davon. Die 15-Jährige hatte ihre Wanne nahezu spielerisch im Griff. Geschickt nutzte sie die Strömung aus und sorgte mit ihrem Sieg für Verblüffung. Ob sie demnächst mit ihrem Bruder beim Üben auf der Großen Röder zu sehen sein wird, ob sie einen Sponsoringvertrag mit Grünberger Firmen bekommt: Keiner weiß es! Dafür steht fest: die Grünberger Schützenkönigin heißt angemessener Weise Daniela König. Nach langem Beschuss holte sie den letzten Span herunter. Jetzt kann sie es sich eine Weile gut gehen lassen – mit einem Wellness-Gutschein. Eine Flasche Sekt gabs obendrein. Das Wichtigste allerdings war das Fest selbst. Um das auf die Beine zu stellen, hatten sich die Mitglieder des Ortsvereines Grünberg mächtig ins Zeug gelegt. Es zeigte sich wieder, dass man in Grünberg so viel Humor hat, dass auf Profis gut und gerne verzichtet werden kann. So ist auch dieses Dorffest wieder ein großer Erfolg geworden. Doch der stellt sich nicht von selbst ein: Der Ortsverein investierte jede Menge Kraft und Zeit, um das Fest zu etwas ganz Besonderem werden zu lassen. Dafür verdient er ein großes Dankeschön.