Von Frank Fischer
Das Image des Theaters muss lauter werden. Nur so kann es auch in einer Zeit gigantischer kommunaler Sparzwänge überleben.“ Das sagte am Dienstagabend einer, der sich sonst weniger zum Theater äußert. Axel Krüger, der Autor und Händler aus der Altstadt, spielte bei der Diskussion über den Wert des Theaters den Part des Provokateurs. Ihm fehle es an unüberhörbaren Bekenntnissen von Politikern und Bürgerschaft zum Theater. Auch die Lust am Ausblick scheint verloren zu gehen.
Das wollte Intendant Michael Wieler so nicht stehen lassen. „Ich habe im Stadtrat immer eindeutig positive Beschlüsse erlebt.“ Der Intendant freut sich über diesen Rückhalt und, dass es mit den die Zuschauerzahlen aufwärts geht. Von September bis Dezember 2002 konnte man 8 000 Besucher mehr zählen, als im gleichen Zeitraum des Vorjahres, wo noch auf der Drehbühne gespielt wurde.
Stimmen aus dem Publikum kritisierten Görlitz als Fassadenrepublik mit Schilderwald und dass die Stadt bei Veranstaltungen wie Straßentheater oder Jazztage über ihre Verhältnisse lebt.
Viele Politiker würden auch nur ins Theater gehen, wenn sie ausdrücklich eingeladen sind, lautete eine Kritik. Ansonsten säßen vor allem ältere Bürger in den Stühlen. Auch gegen diese Behauptung wehrte sich Michael Wieler. Ein Drittel der Theaterbesucher seien Jugendliche bis 19 Jahre, Tendenz steigend.
Spannung lag im Raum, als die Frage nach der Zukunft des Balletts kam. Von Abgängen einiger Tänzer an größere Häuser sei die Rede gewesen. Zudem werde gemunkelt, das Franz Hujer angeblich keine Vertragsverlängerung erhalten hat. Der Intendant gab Entwarnung. „Es ist normal, dass bei einer Company Tänzer aus Karrieregründen den Standort wechseln“, so Wieler. Das Ballett bleibe bestehen, und Franz Hujer habe auch eine Vertragsverlängerung angeboten bekommen.
In einer teilweise scharf geführten Diskussion wurde auch die zu große Anzahl von Bürgermeistern in Görlitz beklagt und die Überflüssigkeit des Regierungspräsidiums, wo keine Politik gemacht, sondern nur befolgt werde. Hier könnte man Personalkosten einsparen und dafür kulturelle Einrichtungen wie das Theater fördern.
Multimediapark-Chef Mike Altmann bedankte sich für die Hochkultur am hiesigen Theater, wünscht sich aber noch mehr Einmischung in die Subkultur. „Gerade dadurch könnte das Theater noch mehr Bürgernähe erreichen.“ Er unterstützte die mehrfach geäußerte Meinung, dass eine verfehlte Bundes- und Landespolitik nun die Städte und Gemeinden zum Kaputtsparen zwingt.
Axel Krüger kritisierte mangelnde Streitkultur bei der Görlitzer Bürgerschaft und dass Gelder vom Teilverkauf der Stadtwerke gebunkert werden. „Wir müssen uns klar werden, was wir der Stadt gerade perspektivisch schuldig sind und investieren, um junge Leute zum Bleiben zu bewegen.“ Alle Überlebenschancen nur auf die Europastadt Görlitz/Zgorzelec zu fokussieren, sei gewagt. Jüngste Beispiele würden leider zeigen, dass man von einer Zusammenführung noch sehr weit entfernt sei.