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Polizei bestraft Hilfsbereitschaft

Michael Fuchs ist seit vorgestern um 25 Euro ärmer und eine Erfahrung reicher. Dabei wollte er nur helfen. Das überlegt er sich jetzt zweimal. Schuld daran ist die Polizei. Die hat ihn erwischt. Auf dem Weg von Copitz nach Graupa.

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Von Martin Busche

Michael Fuchs ist seit vorgestern um 25 Euro ärmer und eine Erfahrung reicher. Dabei wollte er nur helfen. Das überlegt er sich jetzt zweimal. Schuld daran ist die Polizei. Die hat ihn erwischt. Auf dem Weg von Copitz nach Graupa. Dort wo nur 30 Stundenkilometer erlaubt sind, er aber 45 Kilometer schnell gefahren ist. Aus gutem Grund: Fuchs hatte nämlich eine kranke Frau im Auto. Die hatte sich an ihn gewandt, weil ihr bei der Hitze schlecht geworden war. Normalerweise hilft da ein Glas Wasser. Diesmal nicht. Fuchs machte sich Sorgen und beschloss, die Frau nach Hause zu bringen. Richtung Graupa. Ist ja nicht weit weg von Copitz - und so viel Zeit muss sein. Auch im hektischen Alltag. Das sah sein Chef auch so und hat ihn darin noch bestärkt. Hätte sich Fuchs jetzt mehr Zeit genommen und die Frau noch länger leiden lassen, wäre wohl nichts passiert. Doch er beeilte sich. Fuhr also los. Sicher zu schnell. Ohne Fleppen, ohne Geld. Nur mit dem Wunsch zu helfen.

In Graupa passierte es dann. Die Polizeifalle schnappte zu. Ursprünglich aufgestellt, um Raser abzufangen, keine „Rettungsengel“ wie Michael Fuchs. Den Beamten war das egal. „Zu fünft standen sie da“, ärgert sich Fuchs noch heute, hörten sich seine Geschichte an, überlegten nicht lange und kassierten die 25 Euro wegen überhöhter Geschwindigkeit.

Weil die Polizei auch noch unbedingt den Führerschein sehen wollte, hieß es: Die Frau nach Hause bringen, den Führerschein holen, zurück zur Polizeikontrolle, das Dokument vorzeigen, bezahlen. Nur gut, dass Fuchs einen verständnisvollen Chef hat, sonst hätte es da noch Ärger gegeben.

Polizeisprecher Gerhard Wellner bleibt eiskalt. Für ihn haben seine Kollegen richtig gehandelt. Denn „wenn die Frau wirklich krank gewesen wäre, hätte die Polizei persönlich den Transport übernommen“, kombiniert er. Wellner hält Fuchs für einen stinknormalen Raser, der sich ärgert, aufgeflogen zu sein, und jetzt 25 Euro Strafe zahlen muss. Zum Schluss hat er sogar noch einen echt guten Tipp bereit: „Wenn Herr Fuchs wirklich Recht hat, soll er doch Widerspruch dagegen einlegen“.