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Polizei ermittelt in ehemaliger Schweinemast

Anwohner haben in Stolpen verdächtige Spuren auf Wiesen und in einem Bach entdeckt. War es tatsächlich eine Havarie?

Von Anja Weber
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Gülle ist am 8. und 9. April über eine Wiese bei Langenwolmsdorf geflossen. Wie es dazu kam, klärt nun die Polizei.
Gülle ist am 8. und 9. April über eine Wiese bei Langenwolmsdorf geflossen. Wie es dazu kam, klärt nun die Polizei. © Foto: privat

Die Gülleaustritte aus der ehemaligen Schweinemastanlage im Stolpener Ortsteil Langenwolmsdorf haben ein Nachspiel. Die Polizei ermittelt derzeit den Umfang und die Auswirkungen dieser Gülleableitung am 8. und 9. April auf eine Wiese. Von dort lief die übelriechende Flüssigkeit in einen kleinen Bach und offenbar auch weiter in den Langenwolmsdorfer Dorfbach. Festgestellt hatten dies Anwohner. Sie informierten das Umweltamt des Landkreises Sächsische Schweiz-Osterzgebirge.

Das Umweltamt habe die Gewässerverunreinigung schließlich bei der Polizei angezeigt, informiert Birgit Hertzog, die Leiterin des Umweltamtes. Im Zuge einer Ortsbegehung sei der Sachstand aufgenommen und der Polizei zugearbeitet worden. Darüber hinaus habe man die von den Anwohnern genommenen Wasserproben und alle weiteren Informationen der Polizei zur Verfügung gestellt. Über das Ordnungsamt der Stadt Stolpen wurde zudem mitgeteilt, dass tote Fische im Langenwolmsdorfer Bach gefunden wurden. Auch das hatte ein Anwohner bemerkt.

Der Betreiber der Mastanlage, Marten Tigchelaar, hat inzwischen eingeräumt, dass infolge einer Havarie Gülle über eine Wiese in Richtung Bach abgeflossen sei. Das bestätigt das Umweltamt. Was genau passiert war, dazu machte Tigchelaar keine Angaben. Die Ermittlungen zu dem Fall sind noch nicht abgeschlossen. Doch egal zu welchem Ergebnis diese kommen, die Anwohner und vor allem die örtliche Bürgerinitiative sehen ihre Befürchtungen hinsichtlich der Mastanlage bestätigt.

Die große Schweinemastanlage in Langenwolmsdorf steht derzeit leer. Eigentümer Marten Tigchelaar, der sie Anfang 2017 kaufte, hat jedoch Bestandsschutz auf den Betrieb der Anlage und könnte laut Genehmigung hier sofort bis zu 4 960 Mastschweine einstellen. Nach eigenen Angaben hat der Schweinebaron aus den Niederlanden aber andere Pläne. Er möchte in Langenwolmsdorf eine Ferkelzucht mit bis zu 14 000 Tieren etablieren. Diese blieben für zwei Monate in der Anlage und würden dann nach Bayern oder Nordrhein-Westfalen zur Mast gebracht.

Die Bürgerinitiative will aufklären, was hinter den Ausbauplänen für die Anlage steckt. Ihr geht es auch darum, generell gegen solche Massentierhaltungen vorzugehen. In der Vergangenheit haben sich Anwohner immer wieder über den Gestank aus dem Mastbetrieb beschwert. Eigentümer Tigchelaar verspricht zwar, die Gülle in einem neuen Güllelager zu sammeln, dass kurz hinter den Bahnschienen errichtet werden soll und eine Abdeckung bekommt. Doch zu 100 Prozent werde diese nicht schützen, weil ja der meiste Gestank aus dem Stall käme, befürchtet die Bürgerinitiative.

Als weiteres großes Problem sieht die Bürgerinitiative, dass die Gülle im Stolpener Umland auf die Felder gebracht werden soll. Marten Tigchelaar hat dazu bereits Flächen von Landeigentümern in Heeselicht, Helmsdorf, Stürza und Fischbach gepachtet oder gekauft. Das Ausbringen der Gülle auf den Feldern sei nicht nur eine potenzielle Gefahr fürs Grundwasser in der Region, argumentiert die Bürgerinitiative „Der Flächenverkauf geht auch zu Lasten der hiesigen Agrargenossenschaften.“

Über weitere Einzelheiten will die Bürgerinitiative am 7. Mai um 19 Uhr bei einer Versammlung im Hotel Goldner Löwe in Stolpen berichten.

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