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Polizei-Strafe für eine Frage

Ein Fremder fährt mit dem Auto in die Schönfelder Straßenbaustelle, um die Ordnungswächter nach dem Weg zu fragen. Doch er kann sich nicht benehmen.

Von Kathrin Krüger
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Schon am letzten Abzweig nach Lampertswalde beginnt derzeit die Vollsperrung der B 98 in Schönfeld. Im Hintergrund: Grafe Beton.
Schon am letzten Abzweig nach Lampertswalde beginnt derzeit die Vollsperrung der B 98 in Schönfeld. Im Hintergrund: Grafe Beton. © Kristin Richter

Schönfeld. Es ist Sonnabendvormittag in Schönfeld. Die Bundesstraße ist zwischen Grafe Beton und der Straße der MTS gesperrt. Denn das ist der erste Abschnitt der Straßenbaumaßnahme. Ein Fahrzeug einer Tharandter Holztransportfirma stoppt bei Grafe Beton. Es soll in die Werkstatt von Gerald Bauer am Eichenweg in die Reparatur. Gerald Bauer hatte dem angemeldeten Kunden eigentlich gesagt, dass die Zufahrt derzeit aus Richtung Thiendorf  erfolgen muss. Doch die Tharandter kommen fälschlicherweise zum anderen Ortseingang rein.  

"Sie sahen ein Polizei-Fahrzeug und fuhren mit dem Begleit-Pkw in die Sperrung und auf dieses Auto zu, um nach dem Weg zu fragen", erklärt Gerald Bauer der SZ. Doch am Ende erhalten sie einen Strafzettel, weil sie die 50 Meter nicht vorschriftsmäßig gelaufen sind.

Gerald Bauer wird hinzugerufen, und der Disput verschärft sich weiter. So erhält auch der Geschäftsmann eine Verwarnung. Schließlich wird sogar noch der Schönfelder Bürgermeister Hans-Joachim Weigel herbeigerufen. Er verweist darauf, dass bei der Bauanlaufberatung klar gestellt wurde, dass Kunden-Fahrzeuge zur Firma Bauer durchgelassen werden sollen. Weigel bittet die Polizei im Nachhinein, die Verwarnung deshalb zurückzunehmen. 

"Wir entscheiden mit Augenmaß"

Doch das Großenhainer Revier stellt klar, dass die Beamten gerade durch Anwohnerbeschwerden an diesem Tag nach Schönfeld gerufen wurden. "Fast jeden Tag gibt es mehrere Anrufe, weil Ortsfremde durch die Baustelle fahren", sagt Revierleiterin Sandra Geithner. Auch die Amazon-Fahrzeuge würden Schleichwege durchs Dorf nutzen. Dabei wird sogar das Befahren der Baustelle für Anwohner nur geduldet. Allerdings gibt es jetzt die Zusatzschilder "Für Anlieger frei". 

Was aber die Polizisten am meisten ärgerte, war das ungebührliche Verhalten der Tharandter, heißt es. Die Nachfrage nach dem Weg wäre in unsägliche Beschimpfungen der Diensthabenden ausgeartet, schildert Sandra Geithner. Allein eine Frage, und wenn sie auch mit dem Fahrzeug im Sperrbereich erfolgte, wäre vielleicht mit einer mündlichen Verwarnung quittiert worden. "Wir zocken nicht ab, wir entscheiden mit Augenmaß", erklärt Polizeirevier-Leiterin Geithner.

Doch die Straßennutzer sollten bedenken, dass die Situation mit den weiteren Bauabschnitten noch kritischer wird. Nachdem der erste Abschnitt gerade die neue Schwarzdecke bekam, wird der zweite Abschnitt bis zur Gaststätte führen. Der dritte dann bis zum Ortsausgang Richtung Thiendorf. Die Durchfahrtsbeschränkung gilt demnach zeitversetzt auch für andere Anlieger in Schönfeld. Die Polizei würde jederzeit freundlich auf die offizielle Umleitungsstrecke hinweisen, heißt es. 

Bis Mitte Juni müssen sich die Schönfelder und alle weiteren Verkehrsteilnehmer noch gedulden. Solange dauert die eigentlich schon im Vorjahr vorgesehene Decklagenverstärkung durch das Landesamt für Straßenbau. Erst dann kann man wieder auf der Bundesstraße Richtung Autobahn A 13 durchfahren. Bis dahin führt die offizielle Umleitung über Kalkreuth bzw. Mühlbach. 

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