Von Katja Schäfer
Sebastian Krumbiegel zeigte sich überrascht und erfreut von der euphorischen Begrüßung, mit der die Besucher die Prinzen am Freitagabend in der ausverkauften Großpostwitzer Kirche empfingen. Seine Sorge, ob es da im Laufe des Abends überhaupt noch Steigerungsmöglichkeiten gäbe, erwies sich schnell als unbegründet. Vom ersten Lied an klatschten, tanzten, sangen und jubelten die 850 Gäste voller Begeisterung.
Die Leipziger Band machte es ihnen aber auch leicht, in ausgelassene Stimmung zu kommen. Nicht eine Minute ließen die Prinzen die Besucher warten, die die Kirche schon eine Stunde vor Konzertbeginn füllten. Punkt 20 Uhr marschierten sie ein – mit A-Capella-Gesang von hinten durch den Mittelgang bis vor den Altar. Obwohl es das 22. Konzert von 36 innerhalb ihrer sechswöchigen Kirchentour war, gaben die Künstler den Großpostwitzern keinen Moment das Gefühl, nur eine beliebige Station von vielen zu sein. Tobias Künzel begrüßte die Besucher auch auf Sorbisch, sprach davon, dass Berlin gar nichts sei im Gegensatz zu Bautzen und schwärmte mehrmals von der schönen Oberlausitz. Eine extra Begrüßung gab es für alle Gäste aus Sohland, wo der Kirchenvorstand dem Prinzen-Konzert eine Absage erteilt hatte.
Zwei Stunden lang wechselten sich bekannte Hits wie „Schwein sein“, „Mann im Mond“ und „Millionär“ ab mit neuen Liedern. Mal herrschte Partystimmung wie bei „Küssen verboten“, dann wieder Nachdenklichkeit, zum Beispiel beim Song „Es war nicht alles schlecht“ und als es um die Angst vorm Verlassenwerden ging. Die schon alte Textpassage aus dem Hit „Deutschland“ – „Es kann jeder hier wohnen, dem es gefällt, wir sind das freundlichste Volk auf dieser Welt“ – klang angesichts der Diskussionen über die Unterbringung von Asylbewerbern im Landkreis Bautzen brandaktuell – und bestätigte das, was Pfarrer Christoph Kästner einleitend gesagt hatte: „Die Kirche ist auch dazu da, um nachzudenken über unser Leben. Und dazu sind die Lieder der Prinzen geeignet“. Nach dem Konzert zeigte er sich rundum zufrieden: „Es war zwar sehr viel Arbeit, die Veranstaltung vorzubereiten. Aber die Mühe hat sich wirklich gelohnt.“
Auch die Besucher gingen glücklich nach Hause, nachdem sie die sieben Musiker nach dem eigentlich letzten Lied „Alles nur geklaut“ noch zweimal für Zugaben auf die „Bühne“ zurück geklatscht hatten. „Das Konzert war der Knaller“, schwärmten Andrea Lässig, Juliane Kietsch und Maria Winkler, die aus Bautzen und Eulowitz nach Großpostwitz gekommen waren. „Das war das beste Geschenk seit Langem“, strahlte die 27-jährige Maria, die die Eintrittskarte zum Geburtstag bekommen hatte. Nicht nur sie wünschte sich, die Prinzen bald wieder live erleben zu können. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Denn Sebastian Krumbiegel verriet, dass die Band nach knapp 25 Jahren das Gefühl hat, gerade erst die Hälfte der Karriere hinter sich zu haben. Und eine der Zugaben hieß „Wir halten durch. Wir machen weiter.“
Dass die Prinzen ihrer vierten Kirchentour eine fünfte folgen lassen, ist anzunehmen; dass sich wieder hiesige Kirchen um einen Termin bemühen, wünschenswert. Denn die gelungene Veranstaltung in Großpostwitz hat eindrucksvoll bewiesen, dass ein Prinzen-Auftritt sehr gut in eine Oberlausitzer Kirche passt und auch eine Dorfkirche für ein Popkonzert geeignet ist.