Popcorn im Pkw: Bautzens Autokino im Test

Bautzen. Film ab – hieß es für viele Bautzener in letzter Zeit höchstens vor dem Fernseher auf der heimischen Couch. Wegen der Corona-Pandemie waren die Filmtheater, nicht nur in der Oberlausitz, geschlossen. Mit dem Autokino am Flugplatz Litten zieht Bautzen aber mittlerweile mit dem Trend mit und macht das Filmgucken ohne Ansteckungsrisiko möglich. Sächsische.de hat es getestet – und sich am Freitagabend den südkoreanischen Film "Parasite" angesehen.
Die Werbung vor dem Film: Beim Autokino sorgt dafür das Publikum
Das flackernde Licht der Leinwand schimmert auf einem alten, gelben VW-Bus. Ein tiefer gelegtes Auto kämpft sich über die huckelige Wiese. Und ein schnittiger 8-er BMW hat sich auch schon in den Reihen der Autos eingefunden. Es ist ein kleines Auto-Showoff, das sich auf der Wiese des Flugplatzes in Litten abspielt. Schon bevor das eigentliche Spektakel beginnt, gibt es also etwas zu gucken – die Wartezeit ist kurzweilig.
Der Soundcheck: Techniktest im eigenen Wagen
Im Filmtheater übernimmt ein Techniker den Soundcheck – im Autokino ist jeder Besucher seines eigenen Glückes Schmied. Denn der Ton kommt über das Autoradio, die UKW-Frequenz wird vor dem Filmbeginn auf der Leinwand eingeblendet. Das hat den Vorteil, dass der Film nie zu laut wird oder zu leise – das kann jeder selbst einstellen. Nachteil: Ein kaputtes Radio beeinflusst die Tonqualität. Und ein Praxis-Tipp: Beim Einparken lohnt es sich, direkt zu testen, ob das Auto im richtigen Winkel zur Leinwand steht. Denn jeder Wagen wird eingewiesen – und Umparken nur ungerne gesehen.
Die Snack-Bestellung: eine Herausforderung
Es ist eine kleine Herausforderung, den Warnblinker zu drücken – ist er doch eigentlich das Symbol dafür, dass etwas Gefährliches passiert ist. Oder etwas, das sich verboten anfühlt, wie das Abstellen des Autos in zweiter Reihe. Dennoch: Wer in Bautzens Autokino einen Snack bestellen möchte, der muss den Schritt wagen und die Taste mit dem gelben Dreieck drücken. Sogleich nähert sich eine Frau mit Warnweste und nimmt die Bestellung auf. Zu kaufen gibt es zum Beispiel Popcorn aus der Tüte für vier Euro, auch Limonaden und Chips oder Nachos. Leichter wird die Bestellung übrigens für die nächsten: Als am Freitagabend die erste Person die Bestellung gewagt hat - in diesem Fall die Sächsische.de-Reporterin -, beginnt ein wahres Blinklicht-Spektakel.
Die Filmvorführung: zu Beginn ein Ratespiel
Um 21 Uhr, so war es im Netz angekündigt, beginnt der Film. Wer sich zuvor gefragt hat, weshalb der Film so spät startet, bekommt nun die Antwort: Es ist noch ziemlich hell draußen. Der Ton ist gut, doch das Bild wackelt zu Beginn nicht nur pausenlos, es ist auch kaum zu erkennen – eben weil es zu hell ist. Der Beginn des Films ist daher ein Ratespiel.
Als es nach etwa einer halben Stunde dunkler wird, sind dann auch die Protagonisten zu erkennen – und die Spannung steigt. Denn mitziehend ist der Oscar-Gewinner „Parasite“ auch im Autokino. In dem Film geht es um eine arme Familie in Südkorea. Der Sohn beginnt, als Nachhilfelehrer für eine reiche Familie zu arbeiten – und schleust nach und nach seine Schwester und seine Eltern ebenfalls als Angestellte ein. Wie sich herausstellt, trägt allerdings auch die ehemalige Haushälterin der reichen Familie ein Geheimnis mit sich herum.
Besonders gemütlich ist die Filmvorstellung jedenfalls mit einer Decke auf den Beinen. In der eigenen Kinokapsel kaut kein Sitznachbar zu laut, auch kein Handydisplay-Schein stört. Was aber stören kann ist eine ungeputzte Autoscheibe. Auch frische Scheibenwischerblätter sind sicherlich keine ganz schlechte Investition vor dem Autokino-Besuch: Am Freitagabend entschied sich das Wetter für Regen – und der Film genießt sich mit Schlieren im Bild nur halb so gut.
Der Abspann: Die Filmmusik begleitet die Besucher auf dem Heimweg
Der Film nimmt eine überraschende Wendung. Und während die Besucher im Kino nach dem Ende benommen durch die Sitzreihen taumeln oder noch einen Moment sitzen bleiben, gilt es im Autokino, schnell wach zu werden und den Motor zu starten. Denn die Gäste werden gebeten, das Gelände zügig zu verlassen. Auf dem Heimweg bleibt aber noch Zeit, in Gedanken an den Film zu schwelgen: Über das Radio kann der Soundtrack des Abspanns noch eine Weile gehört werden.
Filmtickets: 19,90 Euro für einen Wagen mit zwei Personen
So geht es jetzt weiter: Musik statt Film - am 29. und 30. Mai findet auf dem Flugplatz das „BTR Car Festival“ statt
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