Bastelstudio-Inhaberin verschiebt Ruhestand

Jedes Jahr Ende Januar gibt es in Frankfurt am Main eine große Bastel- und Kreativmesse. Dort findet Christine Kloss regelmäßig viele Anregungen fürs Basteln und lernt die neuesten Trends kennen. Diesmal stand die Messe unter keinem guten Stern. Warum, das erzählt die 68-jährige Inhaberin des Bastelstudios am Görlitzer Sechsstädteplatz hier:
"Bei der Messe in Hessen sichere ich mir seit Langem meinen Bedarf an Bastelmaterial fürs ganze Jahr. Diesmal zeichnete sich ab, dass etwas im Gange war. Es fehlten die chinesischen Händler. Auch andere asiatische Hersteller von Bastelbedarf - der Großteil wird in Asien produziert - fehlten bei der Messe. Das war ungewöhnlich. Wenn die Händler der Messe fernbleiben, muss da was dran sein an den Berichten zu dem neuen Virus. Mehr wusste ich damals noch nicht. Ich will ehrlich sein, damals dachten bestimmt viele Menschen wie ich: China ist weit weg. Kein Mensch bei uns hatte doch Vorstellungen, was so ein Virus auslösen kann.
Das Ostergeschäft fiel aus
Doch dann kam es und legte Europa lahm. Mein Ostergeschäft fand nicht statt. Dabei hatte ich so viele schöne, neue Ideen für Osterdekorationen. Natürlich fielen auch die Bastelkurse aus. Der Laden war wochenlang geschlossen. Umsatz hatte ich in dieser Zeit nicht. Obwohl viele Menschen mit ihren Kindern zu Hause waren, der Hinweis an meiner Ladentür, dass man mich anrufen könne, um individuelle Lösungen zu finden, mit der Familie zu basteln, war umsonst.
Nun bin ich wieder gestartet und habe dienstags und freitags geöffnet. Eigentlich wollte ich den Werkstattcharakter des Bastelstudios ausbauen, unter anderem Dekorationen fertigen. Aber es gibt ja weder Hochzeiten noch Familienfeiern, wo das benötigt wird.
30-jähriges Bestehen des Bastelstudios
Im November feiere ich das 30-jährige Bestehen des Bastelstudios. Die Pläne zum Aufhören habe ich mittlerweile coronabedingt auf Eis gelegt. Ich mache noch ein bisschen weiter und werde vielleicht nach und nach einige Bastelthemen mit einem Ausverkauf aufgeben.
Doch zuvor will ich noch einmal entsprechend der Corona-Bedingungen Bastelkurse anbieten. Die für selbstgefertigte Schultüten sind beliebt. Wo es doch in diesem Jahr keine Schulanfangsfeiern geben soll, wie ich gehört habe. Kein Kind sollte aber auf eine schöne Zuckertüte verzichten müssen. Auch für weitere Themen habe ich Konzepte vorbereitet, aber eben in ganz kleinen Gruppen, zwei oder drei Leute. Dafür ist Platz im Studio und die Leute sitzen dann sehr weit auseinander.
Eins hat mich die Corona-Krise bislang gelehrt: Ich freue mich jetzt über manche Sachen viel mehr, vor allem über die kleinen Dinge. Denn einen Schreck habe ich schon bekommen, angesichts der Ausmaße der Krankheit, die das Virus auslösen kann. Ich habe Asthma."