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Possendorfer Pferde werden obdachlos

Possendorf könnte eine unansehnliche Ruine loswerden. Es geht um die alte Post, die direkt an der B170 zwischen der Kreischaer Straße und dem Windmühlenweg steht. Den meisten, die an dieser Stelle vorbeifahren, fällt das alte und verwitterte Gebäude gar nicht auf.

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Von Domokos Szabó

Possendorf könnte eine unansehnliche Ruine loswerden. Es geht um die alte Post, die direkt an der B170 zwischen der Kreischaer Straße und dem Windmühlenweg steht. Den meisten, die an dieser Stelle vorbeifahren, fällt das alte und verwitterte Gebäude gar nicht auf. Katrin Wegener hat das Grundstück vor einiger Zeit bei einer Versteigerung erworben. Sie will das Haus abreißen – und Neues bauen. Doch gerade an diesem Punkt gibt es Ärger. Entstehen soll nämlich ein Pferdestall und eine kleine Bewegungshalle. Pferde sind die große Leidenschaft von Katrin Wegener, ihrer Mutter Edith und ihrer Tochter Franziska. Vier Pferde und ein Pony können die drei ihr eigen nennen, und die brauchen Platz.

Landratsamt lehnt Bau ab

Im Moment sieht es aber schlecht aus: Das Landratsamt in Pirna hat eine Bauvoranfrage der Familie abgelehnt. Maßgeblich dabei war dem Vernehmen nach die negative Stellungnahme der Bannewitzer Gemeindeverwaltung. Der zuständige Ausschuss des Gemeinderates hatte Bedenken, dass die Pferde auf die Bundesstraße gelangen könnten – eine Gefahr für die Tiere selbst und den Verkehr. Dagegen ist die Familie in Widerspruch gegangen und konnte nach eigenen Angaben erreichen, dass der Fall von der Landesdirektion Dresden ans Landratsamt zurückverwiesen wurde. Welche Chancen es nun gibt, bleibt unklar. Auf SZ-Anfrage gibt sich das Landratsamt zurückhaltend. „Da das Widerspruchsverfahren noch anhängig ist, können wir dazu zurzeit keine weiteren Auskünfte erteilen. Über den Widerspruch wurde noch nicht abschließend entschieden“, sagt die Bauabteilungsleiterin Ingrid Krumlovsky. Familie Wegener könnte es jetzt zwar mit einem richtigen Bauantrag versuchen, nur ist nicht sicher, dass dies mit Blick auf die abgelehnte Voranfrage klug wäre.

Dabei drängt die Zeit: Die Pferde könnten offenbar bald obdachlos werden. Seit rund 15 Jahren dient den Tieren ein kleiner Stall als Unterkunft, der neben dem Wohnhaus der Wegeners unweit der B170 steht. Dessen Nutzung – weil ohne Baugenehmigung errichtet – ist noch vom alten Weißeritzkreis untersagt worden. Dagegen klagten die Wegeners, da der Stall aus ihrer Sicht nicht genehmigungspflichtig war. Allerdings wurde die Klage vor wenigen Wochen vom Verwaltungsgericht Dresden abgewiesen. „Der Weißeritzkreis ist zu Recht davon ausgegangen, dass die dauerhafte Nutzung des Nebengebäudes als Stall nicht einer Nutzung gleichzusetzen sei, mit der lediglich ein vorübergehender Schutz von Tieren bezweckt werde“, erläutert Richterin Birgit Ackermand. Die Wegeners wollen gegen dieses Urteil Rechtsmittel einlegen.

Der unsichere Ausgang der Verfahren belastet nicht nur die Wegeners. Über den Sport- und Freizeitreitverein Ferdinand von Schill Possendorf bieten sie einem breiteren Interessentenkreis Zugang zu den Pferden. „Wir haben eine Koppel am Südhang, es gibt Feste und andere Aktivitäten“, erzählt Vereinsvorsitzende Franziska Wegener. Insgesamt fühlt sie sich mit dem Verein im Wohngebiet gut angenommen. Daraus schöpfen die Wegeners Kraft für weitere Bemühungen. In den vergangenen Wochen haben sie schon mal aktiv Lobbyarbeit betrieben, sind an die Gemeinderäte herangetreten. Für den Fall, dass sich der Rat wieder mit dem Thema beschäftigen würde, sieht die Familie positiv. „Eine Rätin meinte, sie wüsste gar nicht, warum die Voranfrage damals abgelehnt wurde“, sagt Katrin Wegener.