Von Dieter Hanke
Die Deutsche Post will die Filiale in Nossen schließen. „Aus wirtschaftlichen Gründen. Die Kosten sind hier zu hoch“, sagt Manfred Hauschild, Pressesprecher der Deutschen Post AG für Sachsen, auf Nachfrage der SZ. Eine Partner-Postagentur soll ab Herbst in der Muldestadt alle Leistungen übernehmen. „Es sind keine Einschränkungen für die Bürger vorgesehen“, bemerkt Hauschild. Die Post-Mitarbeiterin werde in einen anderen Bereich umgesetzt. „Eine betriebsbedingte Kündigung erfolgt nicht “, so der Pressesprecher.
Nach weit über fünfzig Jahren gibt damit die Deutsche Post ihren Standort auf der Bismarckstraße auf. Der rote Klinkerbau gehörte zum vertrauten Stadtbild. Nicht nur Nossener, sondern auch zahlreiche Bürger aus dem Umland nutzen diese Poststelle mit ihren Dienstleistungen und der Fachberatung. „Es wäre jammerschade, wenn die Filiale dicht macht. Die Post hat in der Muldestadt eine lange Tradition“, sagt die Nossnerin Sieglinde Husung.
Georg Schafer bezeichnet das Vorgehen der Post-Vertriebsdirektion Filialen „als eine Riesensauerei“. Die Post hat doch einen öffentlichen Auftrag für die postalische Versorgung der Bürger. Der könne doch nicht allein unter dem finanziellen Aspekt betrachtet werden“, so der 72-Jährige.
Er befürchtet künftig eine Wegfall der fachlichen Beratung. „Gerade für ältere Bürger ist diese aber sehr wichtig“, bemerkt Schafer. Wie die SZ in Erfahrung brachte, wurden vom Partner-Management der Deutschen Post mehrere Standorte in Nossen für eine Postagentur geprüft. „Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen“, sagt Hauschild.
Gute Chancen, so munkelt man in der Muldestadt, werden dem Schreib- und Papierwaren-Geschäft Thäter am Markt eingeräumt. „Ich habe mich dafür bei der Post beworben“, sagt Inhaber Carsten Thäter.
Falls er von ihr den Zuschlag erhält, werde sein Geschäft im vorderen Teil umgebaut, so dass ein separater Postbereich entsteht. „Ich stelle dann auch eine neue Mitarbeiterin ein. Sie wird von der Post für diese Zwecke angelernt“, sagt Thäter.
Vom Brief- und Paketdienst bis zur Postbank würden alle bisherigen Leistungen der Post in seinem Geschäft weitergeführt werden.
Noch offen ist allerdings, wie SZ-Recherchen ergaben, was künftig mit den Schließfächern der Post auf der Bismarckstraße wird.
Die Stadt Nossen, die von der Deutschen Post über die Veränderung informiert wurde, bedauert die Umwandlung in eine Postagentur. „Zu einer Stadt mit knapp 8 000 Einwohnern gehört einfach eine eigenständige Post. Zumal diese auch Umland-Funktionen hat“, sagt Hauptamtsleiter Gunter Händel.
Die Stadt machte die Post darauf aufmerksam, dass es besonders an den zwei Markttagen in der Woche zu Verkehrsproblemen vor dem Geschäft Thäter kommen könnte, da dieses unmittelbar an der engen Marktzufahrt liegt.
Wie die SZ vom Post-Pressesprecher erfuhr, soll im Landkreis außer Nossen keine weitere Post-Filiale in einer Partner-Agentur umgewandelt werden.