Von Alexander Schneider
Die Damen in der Postbank-Filiale am Altmarkt können ganz schön resolut sein. Sie haben schon Kredit-Kunden unverrichteter Dinge am Schalter „verhungern“ lassen, die auf die Frage nach Sicherheiten zu schnell das Wort „Freiberufler“ in den Mund genommen hatten.

Doch wenn man nur die richtigen Papiere vorlegt, sind die Schalterdamen weniger wählerisch. Ein 25-Jähriger hat sich dort Anfang 2012 einen Kredit von 50 000 Euro erschlichen, indem er gefälschte Gehaltsnachweise und Kontoauszüge vorgelegt hatte. Gestern stand der Mann vor dem Amtsgericht Dresden, weil er das schöne Geld nicht zurückgezahlt hat – den Großteil habe er einer rumänischen Prostituierten gegeben.
In Dresden studiert
Der 25-jährige Marokkaner mit niederländischem Pass spricht recht gut Deutsch und hat an der TU Dresden Maschinenbau studiert, allerdings ohne Abschluss. Danach arbeitete er für eine niederländische Firma und war im Begriff, sich selbstständig zu machen.
Dazu brauchte es einen Kredit – für Miete, Büro- und Reisekosten. Laut Anklage hat er Einkommensbescheinigungen frisiert und dort sein Gehalt von 1 728 Euro um einen Tausender erhöht. Auch Kontoauszüge hat er digital aufgehübscht, ehe er sie zur Kreditprüfung vorlegte.
Den Frauen gefiel, was er ihnen vorgaukelte: Am 13. April 2012 soll er 50 000 Euro erhalten haben. Doch schon mit der ersten Rate begann das Malheur. Die Postbank zog 322,88 Euro ein, danach kam kein Cent mehr. Bis heute.
Der 25-jährige Angeklagte, der im Februar in Rumänien verhaftet und nach Sachsen ausgeliefert wurde, sagte, er sei Opfer eines Schwindels geworden. Am selben Tag, an dem er die 50 000 Euro bekam, habe er eine Prostituierte kennengelernt. Nach und nach habe er der Frau den Großteil seines Geldes gegeben. „Sie brauchte es dringender“, sagte er. In nur zwei Monaten habe er ihr mindestens 26 000 Euro, vielleicht sogar noch mehr gezahlt. Danach sei die Dame verschwunden. Den Rest habe er als Reisekosten für die Firma verbraucht.
Nicht an die Folgen gedacht
Die Staatsanwältin nahm dem Mann die Ausrede nicht ab. Zumal er bis heute den Kredit nicht getilgt habe. „In Holland hatten Sie 10 000 Euro Miese. Mit ehrlichen Angaben hätten Sie den Kredit nie bekommen.“ Verteidiger Peter Konzuch argumentierte: „Die Geschichte mit der Rumänin ist wahr. Mein Mandant ist so bescheuert.“
Richter Jochen Meißner verurteilte den Angeklagten wegen Betruges und Urkundenfälschung zu einer Haftstrafe von eineinhalb Jahren, die er zur Bewährung aussetzte. Der bislang nicht vorbestrafte Angeklagte habe wohl die Folgen seines Tuns nicht bedacht, sagte Meißner.