Stefan Schreiber macht 26.000 Schritte täglich

Stefan Schreiber kennt die Görlitzer Innenstadt fast wie seine Westentasche. Das muss der 43-Jährige auch, denn er ist Postbote. Er kann nicht lange suchen nach einer Adresse, denn sein Auto ist jeden Tag rappelvoll mit Päckchen und Paketen, die zu den Empfängern gebracht werden müssen.
"Heute sind es rund 160 Paketsendungen, die ich verteilen muss. Das ist ein guter Mittelwert. Manchmal sind es mehr Pakete und Päckchen, manchmal weniger. Briefe tragen andere Kollegen aus.
Die Fracht kommt vorsortiert aus dem Paketverteilzentrum in Görlitz an. Morgens beladen wir unsere Autos. Ein großer Rollcontainer umfasst die Lieferung für zwei oder drei Zustellbezirke. Jeder Postbote lädt sich 'seine' Pakete in sein Auto. Ich ordne sie entsprechend der Straßentour ein. Da muss ich dann nicht lange suchen. Und so kann es mir nicht passieren, dass ich wegen eines Päckchens die Tour nochmal zurückfahren muss, weil ich eine Sendung vergessen habe.
Fast doppeltes Paketaufkommen
Mein Zustellbezirk ist die Görlitzer Innenstadt. Wegen der Corona-Pandemie sind jetzt viel mehr Menschen zu Hause. Das heißt, ich treffe öfter jemanden an, der mir die Sendung persönlich abnimmt. Andererseits heißt das aber auch, dass das Paketaufkommen jetzt viel höher ist als gewöhnlich. Wegen der lange Zeit geschlossenen Geschäfte haben viele Menschen online im Versandhandel bestellt.
Derzeit bewältigen wir ein Paketaufkommen, wie wir es sonst nur von Weihnachten her kennen. Die Spitzenwerte lagen in den vergangenen Wochen bei neun Millionen Paketen täglich, besonders vor Ostern. Bundesweiter Durchschnitt sind gewöhnlich reichlich fünf Millionen.
Kunden halten Abstand
Ich bin derzeit wie so viele Menschen auf meiner Tour mit Mund-Nasen-Bedeckung unterwegs - freiwillig. Das ist zwar etwas lästig, aber es verleiht den Kunden und mir ein sichereres Gefühl. Nur wenige sind derzeit etwas ängstlicher und möchten das Paket vor der Tür abgestellt haben. Die meisten Kunden sind jetzt aber vorsichtiger und halten Abstand. Unterschreiben muss jetzt kein Empfänger, das übernimmt der Postbote.
Seit dem Jahr 2000 arbeite ich bei der Post, damals noch in Bayern. 2014 bin ich in meine Heimatstadt Görlitz zurückgekehrt. Die Arbeit als Postbote macht mir Spaß, auch wenn ich abends meistens ganz schön kaputt bin vom Treppensteigen. Ein Fitnessstudio brauche ich nicht, denn täglich sind es etwa 26.000 Schritte, die ich zurücklege.
Das schaffe ich sonst nur, wenn ich in den Bergen wandern bin. Das ist mein Hobby und ich hoffe, dass mein Urlaub in diesem Jahr wieder in die Berge führen kann."