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Praktiker wird Toom und Toom zum Problem

In Königshufen wechselt ein Baumarkt den Standort. Das bringt Leerstand neben Marktkauf. Dagegen wird verhandelt.

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Von Ralph Schermann

Ein Leerstand im Görlitzer Norden wird künftig vorbei sein: Für die ehemalige Halle des Praktiker-Baumarktes Am Hopfenfeld ist eine Nutzung in Sicht. Künftig wird Toom an der Fassade stehen. „Ich kann bestätigen, dass wir einen Umzug unseres Toom-Baumarktes planen“, teilt Daniela Bluhm, Sprecherin der Rewe-Gruppe, mit. Auch Alexandra Retter von der Völkel Company Hamburg bestätigt: „Wir arbeiten seit einiger Zeit intensiv an der Nachvermietung der Praktiker-Fläche an Toom. Die Verhandlungen sind weitestgehend abgeschlossen und wir sind optimistisch, die Nachvermietung vornehmen zu können.“

Die Völkel Company GmbH verwaltet für einen Investor die Flächen Am Hopfenfeld. Ein Termin der Wiederbelebung des Praktiker-Areals wird allerdings weder von Völkel noch von Toom benannt. Kein Wunder: Noch hat Toom am alten Standort neben Marktkauf nicht gekündigt.

Seit Juli 2013 befindet sich die Praktiker AG in Insolvenz. In Deutschland sind mittlerweile sämtliche Märkte der Marke Praktiker geschlossen, ebenso die zu dieser Gruppe gezählten Märkte der Marke Max Bahr. Nur außerhalb Deutschlands ist Praktiker nach eigenen Angaben noch in sechs Ländern mit Schwerpunkt Osteuropa tätig.

Auf dem Gelände in Königshufen galt der Wegfall von Praktiker schnell als Problem. Alle ansässigen Einrichtungen bestätigen, dass sie mittelbar davon betroffen seien. Baumarkt-Kunden verbanden einen Einkauf oft mit einem Besuch weiterer Anbieter, vor allem dem Möbeldiscounter Roller oder dem Dänischen Bettenlager. Selbst der Tüv spürt nach Angaben von Prüfingenieur Matthias Gähler das Fehlen vom Praktiker-Markt. Die Stadtverwaltung dagegen hält sich mit Informationen zurück. „Wir haben es mit einem laufenden Verfahren zu tun und können uns dazu nicht äußern“, heißt es. Keine Antwort ist aber immer noch besser als jene, die zum leer stehenden Praktiker-Markt in Bautzen die dortige Stadtverwaltung erteilte: Wenn der Standort attraktiv sei, werde sich schon irgend ein neuer Pächter finden lassen.

Wie unbestätigt aus dem Görlitzer Rathaus zu vernehmen ist, hätte es die Verwaltung am liebsten, wenn auch neben Marktkauf wieder ein Baumarkt Einzug hielte. Denn dieses Areal würde dann als nächstes leer stehen, wenn Praktiker wieder gefüllt wäre. Die Zeiten für noch einen Baumarkt indes dürften in Görlitz vorbei sein – nicht ohne Grund verkleinert sich auch Toom. Er und Hornbach, dazu Baustoffmärkte wie Wöhlk, Ritter und Gerstberger, Einkaufs- und Liefergenossenschaften und in Zgorzelec die Merlin- und Castorama-Center, noch mehr wäre beim Stand der Bevölkerungsentwicklung nicht vertretbar. So sieht es auch Claus-Dieter Koziel, Centermanager des Handelsgeländes an der Nieskyer Straße 100. Doch er hat damit ein Problem, denn der Bebauungsplan sieht nur einen Baumarkt mit Gartencenter an der jetzigen Toom-Stelle vor. Alle anderen Nutzungen müsste die Stadtverwaltung aufwendig prüfen und dem Stadtrat zum Beschluss vorlegen, um die Vereinbarkeit mit dem Bebauungsplan zu garantieren. Anders gesagt: Ein Handel mit für die Innenstadt wichtigen Angeboten wäre in Königshufen nicht einfach zu machen.

In diese Richtung aber überlegt Koziel. Er sieht keine Chance für Großmärkte als Nachmieter: Autohäuser haben es längst überall schwer, der Möbelhandel ist durch Porta bestimmt, ein Modemarkt neben Adler wenig sinnvoll. „Wir wollen das Gewerbegebiet nicht schwächen, sondern aufwerten“, sagt er und favorisiert für das Toom-Gelände ein Fachmarktcenter mit vier, fünf verschiedenen Einzelhandelsflächen. Mit der Stadtspitze wird darüber verhandelt, und Koziel ist optimistisch, damit zu überzeugen. Wenn das klappt, wäre der Handelsstandort zwischen Hopfenfeld und Marktkauf auch künftig gut aufgestellt.