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Preisgeld fließt in ein Bildheft gegen rechte Gewalt

Hagen Kreisel nimmt am Sonnabend für Amal den Julius-Rumpf-Preis entgegen, mit dem die Martin-Niemöller-Stiftung Leute auszeichnet, die besonders für ein friedliches Miteinander eintreten. Der 33-jährige...

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Von Ines Eifler

Hagen Kreisel nimmt am Sonnabend für Amal den Julius-Rumpf-Preis entgegen, mit dem die Martin-Niemöller-Stiftung Leute auszeichnet, die besonders für ein friedliches Miteinander eintreten. Der 33-jährige Görlitzer leitet die Initiative „Amal – Hilfe für Betroffene rechter Gewalt“. Seit ihrer Gründung 2001 ist er „Projektkoordinator“ von Amal Sachsen, übernimmt die Öffentlichkeitsarbeit und hält den Kontakt nach außen, während zwei Leute in Görlitz und zwei in Wurzen Opfer in Ost- und Südwestsachsen psychosozial beraten und ihnen neuen Lebensmut geben. Außerdem ist Hagen Kreisel zum Sprecher des Netzwerks tolerantes Sachsen gewählt worden.

Das Thema betrifft alle

Doch nicht erst mit Amal begann sein Engagement gegen Rechts. Gleich 1994 war er Mitgründer des Holzwurm e. V., er hat den Jugendclub Basta mit aufgebaut und war so schon früh als Linker mit Rechtsextremismus in Görlitz konfrontiert. Da hatte er Abitur am Wilhelmsplatz und Zivildienst im Wichernhaus hinter sich, das Studium in Cottbus stand noch bevor. „Gleich nach dem Vordiplom aber kam ich zurück“, und so wurde Hagen Kreisel in Görlitz Diplom-Sozialarbeiter und -pädagoge.

Schon Ende der 1990er aber war er im Vorläuferverein von Amal aktiv, der „Opferperspektive Ostsachsen“. „Das Thema Nazis war also immer präsent für mich“, sagt er. Nach dem „Aufstand der Anständigen“ im Sommer 2000 habe die rot-grüne Regierung endlich erkannt, dass Rechtsextremismus nicht nur ein Randgruppenproblem ist, sondern alle betrifft, und gesagt: Moment, dem müssen wir mehr Aufmerksamkeit schenken, auch finanziell. „Es gab ein großes Programm, Opferberatungsstellen wurden eingerichtet oder ehrenamtliche wie wir in professionelle überführt.“ Amal habe sich damals an der Opferperspektive Brandenburg orientiert, „der bis dato einzigen professionellen Einrichtung dieser Art im Osten Deutschlands“, sagt Kreisel.

Die damit in Gang gesetzte Förderung dieser Modellprojekte aber läuft nun aus und müsste eigentlich in Regelförderung überführt werden, doch dies wird auf Bundesebene erst noch diskutiert. „Deshalb kann es im schlimmsten Fall sein, dass wir die an den Preis geknüpften 7 500 Euro für den Erhalt von Amal einsetzen müssen“, sagt Hagen Kreisel, der sich bisher noch keine weiteren Gedanken über die Verwendung des Geldes gemacht hat. In jedem Fall aber soll noch in diesem Jahr ein Comic erscheinen, den Amal mit einem Teil des Preisgeldes finanzieren will. „Darin malt und erzählt der Görlitzer Torsten Wähner eine Geschichte um rechtsradikale Gewalt – aus der Opferperspektive, auf eine Weise, die Jugendliche besonders anspricht.“

Zur Gala, wenn Hagen Kreisel am Sonnabend den Preis erhält, hat die Niemöller-Stiftung prominente Leute ins Görlitzer Rathaus eingeladen. „Die Schauspielerin Iris Berben hätte gern die Eröffnungsrede gehalten, der Tatortkommissardarsteller Bernd Michael Lade war angefragt und der Liedermacher Konstantin Wecker, doch leider sind alle verhindert.“ Und so ist es der bei den Görlitzern aus der Nachwendezeit bekannte Ex-Oberbürgermeister von Wiesbaden, Achim Exner, der in seiner Laudatio die Initiative Amal und ihr Engagement gegen Rechts würdigen wird.